Wochen der Wahrheit: Wie fängt der BVB den Reus-Ausfall auf? Die Optionen im Check

Der Capitano wird dem BVB noch einige Wochen fehlen
Der Capitano wird dem BVB noch einige Wochen fehlen / Soccrates Images/GettyImages
facebooktwitterreddit

Der Terminkalender beim BVB ist im Oktober vollgepackt. Angehen muss Schwarzgelb zumindest die ersten der neun Pflichtspiele ohne Marco Reus. Wie fängt Trainer Edin Terzic den Ausfall des Kapitäns auf? Die Personal- und System-Optionen im Check.


Nach der Länderspielpause warten auf den BVB "Wochen der Wahrheit" - wie man so schön sagt, wenn der Terminkalender vollgepackt und die Gegner prominent sind. Allein im Oktober warten neun Spiele auf Schwarzgelb. Mindestens fünf davon wird die Borussia ohne ihren Kapitän bestreiten müssen.

Marco Reus hatte sich im Derby am Sprunggelenk verletzt und einen Außenbandriss zugezogen. Voraussichtlich wird er aber schon Mitte Oktober wieder einsteigen können. Das Comeback des verletzungsgeplagten Spielmachers wird man aber nicht überstürzen. Realistisch ist sein erster Einsatz wohl am 22. Oktober, wenn der BVB zum 11. Bundesliga-Spieltag den VfB Stuttgart empfängt.


Der BVB-Spielplan im Oktober

  • 1.10. vs. 1. FC Köln (A) - Bundesliga
  • 5.10. vs. FC Sevilla (A) - Champions League
  • 8.10. vs. FC Bayern (H) - Bundesliga
  • 11.10. vs. FC Sevilla (H) - Champions League
  • 16.10. vs. Union Berlin (A) - Bundesliga
  • 19.10. vs. Hannover 96 (A) - DFB-Pokal
  • 22.10. vs. VfB Stuttgart (H) - Bundesliga
  • 25.10. vs. Man City (H) - Champions League
  • 29.10. vs. Eintracht Frankfurt (A) - Bundesliga

Für Trainer Edin Terzic ergibt sich die Frage, wie er seinen Kapitän bis dahin ersetzen kann und will. Die Personallage ist in Dortmund ohnehin (mal wieder) angespannt. Mit Mo Dahoud fällt ein wichtiger Spieler im Mittelfeld noch bis Jahresende aus. Offensiv verringern die langfristigen Ausfälle von Sebastien Haller und Jamie Bynoe-Gittens die Möglichkeiten.

Mit Reus muss Terzic nicht nur sieben Scorerpunkte (in zehn Pflichtspielen) ersetzen. Er muss vor allem Reus' Leaderrolle in der Offensive kompensieren. Im bislang praktizierten 4-2-3-1-System war der 33-Jährige der Fixpunkt im BVB-Spiel.

Ersetzt Terzic Reus 1 zu 1?

Die naheliegende Lösung wäre Reus eins-zu-eins zu ersetzen. Infrage kämen hierfür vor allem Julian Brandt und Gio Reyna. Letzterer kam allerdings angeschlagen von der Länderspielpause zurück, auch wenn der US-Verband beim 19-Jährigen lediglich von einer Vorsichtsmaßnahme sprach. Brandt musste wegen einer Grippe vorzeitig vom DFB-Team abreisen, soll aber wieder fit sein.

Gerade bei Reyna muss man angesichts seiner Vorgeschichte sehr vorsichtig sein. Vor allem gegen Köln am Samstag würde die Wahl wohl auf Brandt als Spielmacher fallen.

Gut für Terzic: Adeyemi und Malen wieder fit

Angesichts der aktuellen Personalsituation kommt es Terzic natürlich äußerst gelegen, dass sowohl Karim Adeyemi als auch Donyell Malen wieder fit sind. Beide konnten während der Länderspielpause an ihrer Spiel-Fitness arbeiten und dürften wieder eine Option für die Startelf sein.

Beide Angreifer geben Terzic wieder deutlich mehr Tempo auf dem Flügel, das dem BVB zuletzt merklich abhanden gekommen war.

Sehr viel spricht also dafür, dass der BVB-Coach zum Start der "Wochen der Wahrheit" auf das vertraute System baut und mit Brandt als direkten Reus-Ersatz beginnt.

Wäre ohne Reus ein Systemwechsel sinnvoll?

4-3-3

Möglich wäre aber auch ein Systemwechsel. In seiner Interimszeit als Trainer hatte Terzic meist im 4-3-3-System agieren lassen. Für diesen Plan ist der Ausfall von Dahoud natürlich bitter. Er hätte gemeinsam mit Bellingham auf der Acht agieren können, während Salih Özcan auf der Sechs auflaufen könnte. Ein Mittelfeld aus Can, Özcan und Bellingham wäre allerdings auch möglich. Jedoch ist Özcans Einsatz gegen seinen Ex-Klub noch sehr fraglich.

Insgesamt wirkt es eher nicht realistisch, dass Terzic sein System in diese Richtung verändert.

4-4-2

Auch eine Option wäre ein System mit Doppelspitze. Um Modeste herum könnten sowohl Adeyemi, Malen als auch Moukoko agieren (der ebenfalls angeschlagen ist). Mit Bellingham und Özcan/Can wäre das Zentrum besetzt, hinter der Doppelspitze würden sich Brandt, Reyna und Hazard als Flügelspieler anbieten, die gerne auch über die Halbspuren kommen.

Eine Umstellung auf ein 4-4-2 wirkt allerdings noch unrealistischer. Terzic scheint lieber nur mit einer Spitze und Außenstürmern agieren zu wollen.

3-4-3

Mit dem wiedererstarkten Mats Hummels und den beiden Neuzugängen Niklas Süle und Nico Schlotterbeck stehen Terzic drei starke Innenverteidiger zur Verfügung. Immer wieder wurde deshalb über eine Dreierkette spekuliert. Raphael Guerreiro auf der linken Seite könnte dabei ebenfalls profitieren.

Vorne könnte Terzic so weiter auf Modeste im Zentrum und zwei Flügelstürmer bauen. Im Zentrum würde die Reus-Position quasi entfallen und nur zwei Spieler auflaufen.

Die vergangenen Spiele haben jedoch gezeigt, dass dieses System derzeit keine echte Option für Terzic darstellt. Vor allem bei Manchester City hatten viele mit diesem Systemwechsel gerechnet, Terzic blieb jedoch bei der Viererkette. Erst als er kurz vor Schluss Schlotterbeck brachte, wurde mit drei Abwehrspielern im Zentrum agiert. Ob es daran lag, dass man noch zwei Gegentreffer kassierte und das Spiel trotz Führung verlor, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Der Auftritt gegen die Skyblues hat jedenfalls gezeigt, dass Terzic dauerhaft auf eine Viererkette setzen möchte und das mutmaßlich auch ohne Reus weiter tun wird.

Terzic muss rotieren

Egal für welches System sich Terzic in den kommenden Wochen auch entscheidet: Eine gewisse Rotation wird dringend nötig sein! In der Defensive scheint das Personal hierbei ausreichend, Marius Wolf etwa ist ein starker Allrounder für beide Abwehrseiten, im Zentrum stehen zwei Plätze für das Innenverteidiger-Trio bereit.

Emre Can könnte im Mittelfeld nun häufiger zum Zug kommen. Dahoud ist verletzt, Özcan angeschlagen - und selbst Dauerläufer Bellingham würde hier und da eine Verschnaufpause gut tun.

Die Personallage in der Offensive hat sich trotz des Reus-Ausfalls ebenfalls verbessert. Mit Adeyemi, Malen und Hazard kann man auf dem Flügel rotieren, Brandt und Reyna könnten sich die Reus-Rolle teilen. Und ganz vorne in der Spitze sollte auch für Youssoufa Moukoko der ein oder andere Startelf-Einsatz im Oktober herausspringen.

Fazit: Reus-Ausfall tut weh - kann aber aufgefangen werden

Bleibt schlussendlich festzuhalten, dass der Ausfall des Kapitäns natürlich schmerzt. Wegen seiner individuellen Klasse und seiner Rolle im Team. All zu lange sollte der BVB aber nicht auf ihn verzichten müssen. Bis dahin dürfte Terzic im gewohnten 4-2-3-1 bleiben und hoffen, dass Reyna fit bleibt und Brandt viele seiner besseren Tage erwischt.

Schließlich wird der erste Teil der "Wochen der Wahrheit" ohne Reus absolviert. Und dabei wartet bekanntlich unter anderem der Klassiker gegen die Bayern...


Alles zum BVB bei 90min: