Sancho-Vergleich unfair: Kehl dämpft Erwartungen an Donyell Malen

Donyell Malen soll in der BVB-Offensive für Spektakel und Torgefahr sorgen
Donyell Malen soll in der BVB-Offensive für Spektakel und Torgefahr sorgen / Soccrates Images/Getty Images
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Borussia Dortmund hat mit dem holländischen Offensiv-Talent Donyell Malen den vielleicht spektakulärsten Sommer-Transfer aller Bundesligisten getätigt. Für 30 Millionen Euro soll der ehemalige Eindhoven-Spieler zumindest dazu beitragen, die Lücke nach dem Sancho-Abgang zu schließen. Sebastian Kehl berichtet gegenüber Sky, worüber sich die BVB-Fans freuen können, dämpft die Erwartungshaltung aber auch ein wenig.


Mit 27 Toren und zehn Vorlagen gelangen dem jungen Niederländer Donyell Malen in der Vorsaison wettbewerbsübergreifend 37 Scorer-Punkte. Ein starker Wert, der beweist, dass der BVB da einen extrem interessanten Spieler an Land gezogen hat.

Ein direkter Ersatz für Sancho ist dieser jedoch nur bedingt, da er im Vergleich zum Engländer etwas mehr im Zentrum und in Tornähe agiert. Malen ist auch kein derart überragender Dribbler und Vorbereiter wie sein Vorgänger und kommt eher über Tempo und Torgefahr. Der zukünftige BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl verrät gegenüber Sky, worauf sich die Bundesliga bei Malen einstellen kann.

"Donyell ist ein sehr spannender Spieler, der in den letzten Jahren bei Eindhoven unglaublich viele Tore erzielt hat, für Assists steht, unglaubliche Schnelligkeit hat. Sein Torriecher wird uns hoffentlich bereichern," erklärt er.

Wie plant der BVB mit Malen? "Kann auf verschiedenen Positionen spielen"

In welcher Rolle Malen agieren wird, ist jedoch noch nicht klar. "Er ist ein technisch versierter Spieler, der auf verschiedenen Positionen spielen kann: Auf der Halbposition im Sturm, als zentraler Stürmer, auch wenn man mal mit zwei Stürmern spielt oder auf der Außenbahn," berichtet Kehl.

Möglicherweise versucht es der BVB mit ihm also als hängende Spitze neben bzw. hinter Haaland, wie es bei den Bayern Thomas Müller ausübt. Allerdings erscheint es am wahrscheinlichsten, dass Malen ein wenig weiter außen spielen könnte als bei Eindhoven, zumal Spieler wie Reus oder Brandt ebenfalls keine klassischen Flügelspieler sind. Sehen wir nächstes Jahr also tatsächlich eine Art Sancho II? Dies wäre vielleicht noch etwas zu viel verlangt.

Sebastian Kehl
Sebastian Kehl will Malen nicht mit Sancho vergleichen / Frederic Scheidemann/Getty Images

"Die Bundesliga wird nochmal ein neues Niveau sein, das ist auch für ihn eine gewisse Anpassung, auch bei der Qualität unserer Mannschaft. Aber der Junge hat richtig Lust und wir sehen großes Potenzial," erläutert Kehl.

Einen Vergleich mit Sancho erachtet er aber als "unfair". Einen Eins-zu-eins-Ersatz soll der 22-jährige Holländer ohnehin nicht abgeben. "Jadon hat auch eine gewisse Zeit gebraucht, sich dahin zu entwickeln. Donyell ist ein anderer Typ Spieler. Er kann auch von der Außenbahn kommen, zieht dann aber meistens nach innen. Jadon war mehr ein Spieler, der an der Linie herausgeragt hat. Wir haben bei dieser Personalie versucht, ein anderes Profil zu erstellen und sind damit sehr glücklich", berichtet Kehl.

Der Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung tut auch wahrlich gut daran, Malen seinen eigenen Weg bei den Borussen zu eröffnen, ohne hinter jeder Ecke einen Sancho-Vergleich zuzulassen. Hierfür sind die beiden tatsächlich als Spielertypen zu verschieden.

Gespannt darf man vor allem auf die Systemfrage sein. Die Schwarz-Gelben haben nach dem Sancho-Verkauf keinen klassischen Flügelspieler mehr, der auch die Breite des Platzes ausnutzen kann und schnell auf den Beinen ist.

Sämtliches Offensiv-Personal sucht eigentlich vorrangig den Weg ins Zentrum. Das spricht ziemlich deutlich für einen Wechsel zu einem 4-4-2-System mit Raute, das als Roses favorisierte Aufstellung gilt.

Malen selbst könnte dann tatsächlich neben Haaland auflaufen, bevor er ihn möglicherweise im nächsten Jahr ganz ersetzt. Es ist schließlich durchaus möglich, dass die BVB-Bosse bei der Verpflichtung nicht nur den Sancho-Abgang im Kopf hatten.