BVB-Fans verhöhnen offenen Brief der Schalker
Von Florian Bajus

Am Donnerstag hat sich der Vorstand des FC Schalke in einem offenen Brief an die Fans gewandt und an Zusammenhalt in der sportlich und wirtschaftlich angespannten Lage appelliert. Die Anhänger von Erzrivale Borussia Dortmund nahmen das Schreiben zum Anlass, Königsblau mit ein paar humoristischen Anmerkungen zu verhöhnen.
Die Rivalität zwischen dem FC Schalke und Borussia Dortmund ist die wohl größte in der Bundesliga. Die Revier-Derbys sind in jeder Saison ein echtes Highlight, doch auch so geht es zwischen den beiden Fan-Lagern munter her. Die BVB-Anhänger machen keinen Hehl daraus, dass sie aufgrund des sportlich extrem schwachen Jahres 2020 nur Schadenfreude für ihre königsblauen Feinde empfinden, die ihrerseits einfach nur darauf hoffen, dass es eines Tages wieder bergauf geht und das nächste Derby gewonnen wird.
In einem offenen Brief wollte der Vorstand des S04 "Klartext" sprechen und erneut an Zusammenhalt appellieren. Das oberste Ziel sei der Klassenerhalt in der Bundesliga und damit auch die Sicherung der Existenz, anschließend sollen die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufgearbeitet werden und eine Aussprache mit den Mitgliedern erfolgen. So ganz konnten einige BVB-Anhänger dieses Schreiben aber nicht ernst nehmen, weshalb auf Schwatzgelb.de eine leicht abgewandelte Version veröffentlicht wurde. (Änderungen in kursiv)
"Wir wollen Tasmania den Rekord einfach abjag...ach nee"
So heißt es dort unter anderem: "Dass wir seit 26 Spielen in der Bundesliga nicht mehr gewonnen haben, schmerzt uns alle unendlich. Wir wissen, wie sehr ihr leidet. Im Gegensatz zu uns bekommt Ihr noch nicht einmal Geld für die Scheiße hier."
Die Sieglos-Serie soll hinter vorgehaltener Hand aber nicht reißen - denn der Rekord von Tasmania Berlin ist in Reichweite: "Absolute Priorität hat das Auftreten unserer Lizenzmannschaft in der Bundesliga. Wir wollen Tasmania den Rekord einfach abjag…ach nee. Wir müssen die Serie der sieglosen Spiele so schnell wie möglich beenden, um im Kampf um den Klassenerhalt die dringend benötigten Punkte zu sammeln."
Niemand steht über dem Verein - doch was war mit Tönnies?
Auch die angekündigte Aufarbeitung der begangenen Fehler soll so weit wie möglich nach hinten verschoben werden: "Unweigerlich hat dies zu einem Vertrauensverlust geführt. Diese Fehler arbeiten wir auf. Also irgendwann. Falls wir die Bude hier nicht vorher zusperren müssen." Dabei helfen könnte der Abstieg, denn dann "müssen wir uns mit dem Rest auch nicht mehr beschäftigen", heißt es weiter.
Besonders wenig Verständnis wird für das Statement aufgebracht, dass einige Proteste zu weit gingen und keine Person über dem Verein stehe - speziell, nachdem Nabil Bentaleb und Amine Harit zwischenzeitlich aus dem Kader gestrichen wurden und der Vertrag von Vedad Ibisevic aufgelöst wurde: "Wir haben volles Verständnis für euren Unmut über die derzeitige Situation. Aber könnt Ihr bitte trotzdem mal die Fresse halten und keine Scheißplakate mehr am Parkhaus aufhängen? […] Keine Einzelperson und keine Gruppierung stehen über dem Wohl des Vereins. Außer ein paar Jahre Clemens Tönnies, aber der hatte halt Kohle. […] Es ist eine Grenze überschritten, wenn Einzelne namentlich zum Buhmann ausgerufen oder zum Alleinschuldigen erklärt werden sollen. Wir haben vorher nochmal mit Bentaleb, Harit und Ibisevic gesprochen, die sehen es genauso."
Auch wenn Schalke eines Tages wieder in die Spur finden sollte, dürften Verhöhnungen dieser Art nicht aufhören. Dafür ist der S04 im direkten Duell gegen den Erzrivalen zu unterlegen. Während der BVB um die Meisterschaft kämpft, geht es für Schalke ums Überleben. Vor ein paar Jahren wollte man die Lücke noch um jeden Preis schließen, doch daran ist nicht mehr zu denken.