Brandt bleibt beim BVB nur die Reservisten-Rolle - Leverkusen fühlte vor

Julian Brandt findet keinen festen Platz im System von Lucien Favre
Julian Brandt findet keinen festen Platz im System von Lucien Favre / DeFodi Images/Getty Images
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Gerade mal 44 Minuten durfte Julian Brandt in den bisherigen zwei Saisonspielen von Borussia Dortmund ran. Sowohl im Pokalspiel beim MSV Duisburg (5:0) als auch beim Liga-Start zuhause gegen Borussia Mönchengladbach (3:0) kam der Nationalspieler erst zum Einsatz, als die Messe schon gelesen war. Ein Fingerzeig für die Saison? In Leverkusen soll man bereits beim Ex-Spieler angeklopft haben.

Durchaus im Bereich des Möglichen. Denn die Konkurrenz im offensiven Mittelfeld der Westfalen, schon vor der Saison sehr groß, ist durch die Verpflichtungen von Reinier (Leihe von Real Madrid) und Jude Bellingham (kam für 25 Millionen aus Birmingham) noch stärker geworden.

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Damit setzt sich im Grunde nur das fort, was schon in der vergangenen Saison, zu der Brandt für 25 Millionen Euro aus Leverkusen geholt worden war, charakteristisch für seine Zeit beim BVB werden sollte: er findet einfach keinen festen Platz im System von Lucien Favre. In der Offensive wurde der begnadete Techniker eigentlich schon auf allen Positionen eingesetzt: Linksaußen, Rechtsaußen, Mittelstürmer, zentrales offensives Mittelfeld oder dahinter. Seine große Stärke (die Vielseitigkeit) wird ihm gleichzeitig zum größten Verhängnis.

"Werde nie so aggressiv wie Emre sein!"

Denn Lucien Favre, der per se große Stücke auf den 24-Jährigen hält, verlangt von seinen Offensivkräften auch kräftige Mithilfe in defensiven Belangen. Gegenpressing vorne und zuweilen Drecksarbeit nach hinten - das fordert der Schweizer ein. Doch genau da liegt die Krux: denn dies ist nicht so Brandts Spiel. Was er auch freimütig einräumt. "Ich werde nie so aggressiv - im positiven Sinne - wie Emre (Can) sein. Ich habe in der abgelaufenen Saison auch oft als Sechser gespielt, aber ich bin kein Typ wie Axel (Witsel) oder Emre. Ich bin einer für den Raum dazwischen, spiele gerne nach vorne. Ich bin kein Abräumer. Das sieht man sicherlich auch an meiner Karten-Statistik", sagte Brandt gegenüber Sport1.

Bayer Leverkusen fragte an - und holte sich eine klare Abfuhr ein

Fürwahr: in nunmehr 199 Liga-Spielen sah der Allround-Mann erst eine (!) Gelbe Karte. Doch fehlende Aggressivität hin oder her - auf einen Spieler seiner Güteklasse kann eigentlich auch ein BVB nicht verzichten. Und so erklärt sich auch die recht deutliche Abfuhr an Brandts Ex-Klub Bayer Leverkusen, der ob dieser etwas unbefriedigenden Situation für den Spieler in diesem Sommer mal vorsichtig beim BVB anfragte.

Hazard-Verletzung eröffnet Brandt neue Perspektiven

Im Trainingslager während der Saisonvorbereitung im schweizerischen Bad Ragaz sagte Brandt einmal: "Es ist für den Trainer wichtig, dass er weiß, dass ich vielseitig einsetzbar bin. In einer Saison verletzen sich Spieler nun mal. Ich habe kein Problem damit, dann auch mal einzuspringen." Tatsächlich könnte sich dieses Einspringen nun schneller ergeben, als gedacht. Denn beim souveränen Auftaktsieg gegen die Fohlen verletzte sich Torgan Hazard und fällt voraussichtlich mehrere Wochen aus.

Dann käme Brandts Vielseitigkeit, die ihm bislang einen festen Platz im schwarz-gelben Ensemble verwehrt hat, ihm am Ende vielleicht doch noch zugute. Doch auf Dauer wäre die Rolle des Notnagels oder Springers natürlich nicht genug für einen Julian Brandt. Gut für ihn zu wissen, dass er bei seinem Ex-Klub wohl immer eine geöffnete Hintertür vorfinden würde.