Bayern-Gerüchte um de Jong: Passender Transferkandidat mit Hindernissen

Frenkie de Jong könnte ein nicht allzu unrealistisches Transfer-Ziel der Bayern werden
Frenkie de Jong könnte ein nicht allzu unrealistisches Transfer-Ziel der Bayern werden / Soccrates Images/Getty Images
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Aktuell kommen Gerüchte auf, die vom potenziellen zweiten Anlauf des FC Bayern bei Frenkie de Jong handeln. Der talentierte Mittelfeldspieler des FC Barcelona könnte aus finanziellen Sorgen verkauft werden - und in München wäre er ein passender Spielertyp, der jedoch nur über Umwege zu bekommen wäre.

Aus Spanien berichtete die Mundo Deportivo, dass sich der FC Bayern erneut mit der Personalie Frenkie de Jong beschäftigt und wegen eines etwaigen Transfers in Kontakt zu dessen Berater Ali Dursun steht. Völlig aus der Luft gegriffen scheint das nicht zu sein, immerhin war der deutsche Rekordmeister schon zum Sommer 2019 an einer Verpflichtung interessiert, während der FC Barcelona derzeit befürchtet, den Niederländer aufgrund der brisanten finanziellen Lage verkaufen zu müssen. Auch Spox bestätigt Bayerns Kontakt zu seinem Berater.

Doch ist das überhaupt realistisch oder kann man die Spekulationen, so groß das Interesse der Bayern auch sein mag, direkt ad acta legen?

Frenkie de Jong könnte Barca notgedrungen im Sommer verlassen
Frenkie de Jong könnte Barca notgedrungen im Sommer verlassen / David Ramos/Getty Images

Barca-Entwicklung hinderlich für die von de Jong: Bayern als Lösung?

Fakt ist, dass Barcelona der absolute Lieblingsverein von de Jong ist. Dass er schon seit seiner Kindheit davon träumte, für die Katalanen zu spielen, ist bei ihm, wie es sonst häufig der Fall ist, kein inhaltsleeres Gerede gewesen. Deshalb war auch schon zum Jahresbeginn 2019 klar: Der 23-Jährige wechselt im kommenden Sommer ins Camp Nou. Große Überlegungen und Abwägungen wird es damals - trotz zahlreicher anderer Interessenten - nicht unbedingt gegeben haben. Er hat sich damit einen Traum erfüllt.

Fakt ist aber ebenso, dass die Entwicklung Barcas der seinen nicht hilfreich ist. Ärger und Unruhe rund um die Chefetage und um den sehr umstrittenen Ex-Präsidenten Josep Bartomeu, die ewigen Messi-Diskussionen, Trainer- und damit Anforderungswechsel, ein bemerkenswerter Abstieg der Leistung und des Images - die Liste ist lang. De Jong muss häufig neben Mitspielern oder in Rollen spielen, die ihn seine Stärken nicht ausspielen lassen.

Die sportliche Entwicklung der Katalanen driftet in die falsche Richtung ab
Die sportliche Entwicklung der Katalanen driftet in die falsche Richtung ab / David Ramos/Getty Images

Dass diese Klub-Entwicklung so an Fahrt aufnimmt, war zu seinem Wechsel natürlich nicht abzusehen. Dennoch braucht man auch nicht zu unterschätzen, wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist und dass es selbstredend nicht ausgeschlossen ist, dass ein Spieler auch seinen Traum-Verein nach nur potenziell zwei Jahren wieder verlässt. Im Sommer 2021 ist er erst 24 Jahre alt - eine Zeit für einen Fußballer, in der er in der Regel seine erfolgreichste, konstanteste und beste Zeit einläutet. Ein Zeitpunkt, den auch de Jong - bei allem Können - nicht einfach verschwenden darf.

Wendet man den Blick von Barca nun auf den FCB, so nimmt man zuerst das Mittelfeld ins Visier. De Jong würde, insofern er tatsächlich wechselte, neben Leon Goretzka, Joshua Kimmich, Corentin Tolisso und Marc Roca um einen Startplatz kämpfen. Da er eher im defensiven und spielaufbauenden Bereich anzufinden ist, zum Teil sogar als eine Art Innenverteidiger, wo er seine Ball- und Passsicherheit sowie seinen pressingresistenten Spielstil am ehesten umsetzen kann, wäre er im etwas weiteren Sinne anhand dieser Aspekte sogar mit einem gewissen Thiago zu vergleichen.

Die 2:8-Niederlage gegen Bayern dürfte bei de Jong einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben
Die 2:8-Niederlage gegen Bayern dürfte bei de Jong einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben / Pool/Getty Images

Das Problem, wenn man es überhaupt so bezeichnen mag: Die Münchener scheinen sich derzeit stark mit einem solchen Profil auseinanderzusetzen. Florian Neuhaus und Denis Zakaria von Borussia Mönchengladbach sollen ebenfalls intensiv beobachtet werden, auch Eduardo Camavinga soll ein Thema sein. Alles Spieler, die grundsätzlich eine sehr ähnliche Rolle einnehmen würden. Heißt auch: Dass mehr als einer von ihnen kommt, wenn überhaupt einer, ist eigentlich ausgeschlossen.

Bayern-Wechsel von de Jong bleibt wohl Wunschdenken

De Jong ist angesichts der anderen Kandidaten sogar der unwahrscheinlichste. Nicht, weil er für die Bayern nicht interessant wäre. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. Nicht, weil er generell einen Barca-Abschied ausschließen würde. Da muss er, sollte keine Besserung eintreten, auch an sich denken. Sondern vor allem wegen des Preises. Geldnot hin oder her: Barcelona soll sich in diesem Fall eine Ablöse von rund 80 Millionen Euro wünschen, also so viel, wie man selbst an Ajax Amsterdam gezahlt hat.

Zu dieser sehr hohen Ablösesumme käme noch ein Gehalt, das sich spürbar über dem bewegen würde, was weitere Kandidaten wie Neuhaus oder Zakaria fordern dürften. Somit wäre der 14-fache Nationalspieler der Niederlande der mit Abstand teuerste Spieler von allen, die derzeit für diese Rolle gehandelt werden. Zeitgleich ist der Triple-Sieger nicht dafür bekannt, blind mit Geld um sich zu werfen. Viel eher steht eine wohl überlegte Finanzplanung an der Tagesordnung, die einen Transfer von Frenkie de Jong, bei allem unbestrittenen sportlichen Mehrwert, wohl nicht zulassen würde.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten: Eine Verpflichtung von de Jong wäre sehr großer Gewinn für den FC Bayern und für die gesamte Bundesliga. Der Klub würde von seiner Klasse, seinem Spielstil und der Flexibilität profitieren. Nichtsdestotrotz ist und bleibt dieser Wechsel unwahrscheinlich, primär aus finanzieller Sicht. Derzeit wirkt es deutlich wahrscheinlicher, dass man sich beispielsweise einen Neuhaus schnappen und auf dessen Entwicklung setzen wird.

Die einzige Hoffnung: De Jong selbst möchte unbedingt nach München wechseln, Barca sieht sich wirklich zu einem Verkauf gezwungen und das Verhandlungsgeschick von Hasan Salihamidzic und Karl-Heinz Rummenigge zahlt sich erneut aus. Dann könnte der hohe Preis etwas gedrückt und auch das Gehalt im Rahmen gehalten werden, zumal das Gehaltsgefüge ein sehr wichtiges Thema für den Klub ist. Vorerst bleibt es aber wohl Wunschdenken.