Bargfrede über Werder-Aus: "Die Signale waren anders"

Philipp Bargfrede (31) muss sich nach dem plötzlichen Aus erst einmal berappeln
Philipp Bargfrede (31) muss sich nach dem plötzlichen Aus erst einmal berappeln / TF-Images/Getty Images
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Das Aus von Werder-Legende Bargfrede war angesichts seines auslaufenden Vertrages absehbar und kam dennoch ganz plötzlich. Besonders beim 31-jährigen Mittelfeld-Routinier selbst saß der Schlag vorerst tief. Kein Wunder, denn die Bremer Identifikationsfigur schnürte ganze 16 Jahre ausschließlich für die Grün-Weißen die Fußballschuhe.

Neben Claudio Pizarro war er das letzte Urgestein des Klubs, welches nicht nur den Abstiegskampf in der Bundesliga, sondern eben auch die Blütezeiten in der Champions League sowie im DFB-Pokal 2009 miterlebte. Im Alter von 15 Jahren wechselte Bargfrede aus dem 60 Kilometer entfernten Heeslingen an die Weser. 2009 feierte er sein Debüt bei den Profis, nun verlässt der gestandene Bundesliga-Profi den Klub mit 239 absolvierten Pflichtspielen.

Bargfrede (hier gegen Inter Mailand) bestritt insgesamt 6 CL-Spiele
Bargfrede (hier gegen Inter Mailand) bestritt insgesamt 6 CL-Spiele / Valerio Pennicino/Getty Images

Der Abschied der Werder-Legende ist dabei ebenso rational wie emotional. Die Verkündung seines Abschieds schockierend und seine abschließenden Worte berührend. Bargfrede war ein echter Kämpfer, biss sich nach zahlreichen Verletzungen immer wieder zurück. Pessimismus ist und war für ihn ein Fremdwort. Mit ihm verliert der SVW einen treuen, bodenständigen und bescheidenen Kicker. Attribute, die im Fußball längst die Ausnahme bilden.

Bargfrede-Aus nahm unverhofften Lauf

Dabei schien sich das Blatt im Bargfrede-Poker mehrfach zu wenden. Besonders Cheftrainer Florian Kohfeldt soll laut Deichstube zuletzt andere Signale gesendet haben und Hoffnungen auf eine Vertragsverlängerung gemacht haben.

Freitagabend dann aber der Anruf von Sportchef Frank Baumann. Seine grün-weiße Zukunft betreffend war Bargfrede zunächst positiv gestimmt. Doch dann die Absage im Stile einer schlechten "Es ist Aus"-SMS. "Frank wollte mich eigentlich treffen, aber ich war nicht in Bremen. Und als ich dann gemerkt habe, in welche Richtung das Gespräch geht, habe ich ihm gesagt: 'Dann sag' es mir jetzt!'", erklärte 'Bargi' gegenüber der Deichstube.

● Bargfrede zeigt sich enttäuscht ● Bargfrede: "Frank wollte mich eigentlich treffen, aber ich war nicht in Bremen. Und...

Gepostet von WIR sind 100% Werder Bremen am Dienstag, 4. August 2020

Richtiger Schritt des SV Werder

Trotz alledem: Der Abschied von Bargfrede ist vernünftig. Werder möchte den Kader verjüngen und eine weitere Verletzungsmisere wie in der abgelaufenen Spielzeit unbedingt verhindern. Da kommen die auslaufenden Verträge von 'Bargi' sowie Sebastian Langkamp gerade recht. Der Zusammenhalt der großen Werder-Familie und der liebevolle Umgang innerhalb des Klubs hilft eben auch nicht weiter, wenn du am Ende beinahe in Liga zwei stehst.

Es muss sich was tun. Hier und da muss ein Schlussstrich gezogen werden - eben auch bei Bargfrede. So berührend sein Abgang auch sein mag, alle Werder-typischen Eigenschaften werfen die Bremer dann doch nicht über Bord. Bargfrede startet nach seiner Spielerkarriere beim SV Werder eine Ausbildung zum Trainer oder Manager und kann in Zukunft weitere ruhmreiche Jahre mit seinen Hanseaten prägen.

Trotz des Rückschlags denkt Bargfrede schon wieder positiv, ist nicht sauer, sondern dankbar. Dankbar für die schönen Zeiten in Bremen und dankbar, dass man so lange auf ihn gesetzt hat. Er hat die Entscheidung akzeptiert. "Ich denke schon wieder positiv, freue mich auf eine neue Herausforderung. Ich will auf jeden Fall noch ein paar Jahre spielen." Erste Interessenten haben sich laut Deichstube bereits gemeldet.