Barça-Boss über Neymar, Martínez, Pjanic und Arthur

Glaubt nicht an Neymar-Rückkehr: Josep Maria Bartomeu
Glaubt nicht an Neymar-Rückkehr: Josep Maria Bartomeu / Quality Sport Images/Getty Images
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Dieser Tage gibt Josep Maria Bartomeu, Präsident des FC Barcelona, den Seelentröster, Mutspender und Welterklärer für die Anhängerschaft des Klubs, der ja bekanntlich mehr sein will als nur ein solcher. Nachdem er jüngst allen Befürchtungen seitens der Fans entgegentrat, Superstar Lionel Messi könne im Sommer nächsten Jahres den Klub verlassen, erklärte er nun gegenüber dem katalanischen Radio-Programm El mon a RAC 1 (via mundodeportivo.com) die Schwierigkeit einer Neymar-Rückkehr und die Hintergründe des Pjanic-(Arthur)-Deals.

Pjanic-Arthur-Deal doch nicht nur ein plumper Bilanz-Trick?

Diesen letzten sehen nämlich viele Beobachter, auch in Can Barça, als einen simplen bilanztechnischen Taschenspielertrick, mit dem sich die Führungsetage des Klubs ein wenig Spielraum verschafft hat, um die Jahresbilanz (zum Stichtag 30. Juni 2020) soweit "kosmetisch" zu verschönern, um nicht persönlich für eventuelle Verluste haftbar gehalten zu werden.

"Ging nicht darum, Bilanzen hinzubiegen!"

Für den Klubchef handelt es sich hingegen um einen normalen Doppel-Spielerwechsel. "Pjanic ist ein Spieler, den wir schon seit langem verpflichten wollten", kommentiert Bartomeu den Kauf des Bosniers. "Er war sehr begehrt - und dann gab es da bei Barça einen Spieler, den Juventus haben wollte. Aber es handelt sich hier um eine Ausnahmesituation. Es ging nicht darum, Bilanzen hinzubiegen, denn dafür hätten wir andere Spieler verkaufen können. Arthur ist ein sehr gefragter Spieler." Hätte jeder von uns an seiner Stelle wohl auch gesagt.

Seinen Austausch gegen Pjanic haben viele nicht verstanden: Arthur Melo
Seinen Austausch gegen Pjanic haben viele nicht verstanden: Arthur Melo / Alex Caparros/Getty Images

Obwohl es auf dem zweiten Blick schon ein paar Daten gibt, die den Tausch eines 30-Jährigen (Pjanic) gegen einen 23-Jährigen (Arthur) logischer erscheinen lassen als ursprünglich angenommen. Beide Spieler bekleiden dieselbe Position im zentralen defensiven Mittelfeld. Doch in den letzten drei Jahren war der Bosnier nur selten verletzt, verpasste in diesem Zeitraum lediglich sechs Spiele in der Serie A. Macht zwei pro Spielzeit. Der Brasilianer hingegen, im Sommer 2018 verpflichtet, hat in seinen zwei Jahren in Barcelona insgesamt 22 Spiele (!) verletzungsbedingt verpasst. Elf pro Saison! Zudem lässt die Entwicklung von Barças Eigengewächs Riqui Puig darauf hoffen, dass die Position des Sechsers, früher oder später, wieder von einem Spieler aus dem eigenen La-Masia-Nachwuchs bekleidet wird. Mit Arthur hätte man dann einen ebenfalls noch recht jungen Brasilianer als Konkurrent für Puig im Kader gehabt - während sich dieses Problem durch das Alter von Pjanic wohl von selbst lösen wird.

Neymar-Rückkehr "sehr unwahrscheinlich"!

Von selbst gelöst, schlichtweg aufgrund der finanziellen Parameter, hat sich wohl auch die vor einiger Zeit noch angedachte Rückkehr von Neymar ins Nou Camp. Entsprechend kategorisch drückte sich bezüglich dieser Personalie auch Bartomeu aus: "Eine solche Operation ist sehr unwahrscheinlich, weil die Situation aller Klubs in Europa zur Zeit sehr schwierig ist."

Bartomeus Nicht-Antwort zu Lautaro Martínez

Zu einem anderen im Raum stehenden Transfer wollte der Klub-Chef hingegen lieber gar nichts sagen. Befragt zu den Möglichkeiten der Verpflichtung von Inters argentinischem Stürmer Lautaro Martínez, beschränkte sich Bartomeu auf einen dürren Zweizeiler: "Ich spreche nicht über Verpflichtungen. Wir haben in unserem Kalender keine Tage markiert, an denen ein Transfer über die Bühne gehen muss." Die Zugeknöpftheit Bartomeus kann in diesem Fall tatsächlich der Unmöglichkeit der Unternehmung geschuldet sein.

Last call for Lautaro: Wer ihn verpflichten will, muss heute noch 111 Millionen Euro hinblättern
Last call for Lautaro: Wer ihn verpflichten will, muss heute noch 111 Millionen Euro hinblättern / Marco Luzzani/Getty Images

Frist für die 111-Millionen-Ausstiegsklausel läuft heute ab

Denn Inter wird von seiner ursprünglichen Forderung (111 Millionen Euro) nicht einen Cent abweichen. Zumal der Stürmer selbst (der noch bis 2023 an die Nerazzurri gebunden ist) nie konkrete Abwanderungsgedanken gegenüber seinem Arbeitgeber formuliert hat. Was auch Inter-Präsident Giuseppe Marotta unlängst noch einmal unterstrichen hat. Zudem läuft die Frist für diese Klausel am heutigen Tag aus. Heißt: Wenn Barcelona (oder sonst ein Klub) heute nicht die 111 Millionen Euro an Inter überweist, wird der Spieler definitiv nicht wechseln - oder nur zu einem weitaus höheren Preis. Darüber müsste dann verhandelt werden.

Pjanic eingetütet, Neymar und Martínez zur Zeit weit vom Nou Camp entfernt - der Transfersommer des FC Barcelona scheint wohl doch nicht ganz so spektakulär zu werden, wie noch vor Monaten vermutet. Aber da wussten wir ja auch noch nichts von Corona.