Arabische Welt macht sich über deutsche Protestaktion lustig

Die deutsche Protestaktion kam nicht überall gut an
Die deutsche Protestaktion kam nicht überall gut an / Marvin Ibo Guengoer - GES Sportfoto/GettyImages
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Für das DFB-Team ist bislang alles höchst unglücklich gelaufen. Zunächst entschied man sich aufgrund der Angst eines Punkte-Abzugs gegen das Tragen der One-Love-Binde, ehe man die Zähler dann auch sportlich gegen Japan herschenkte. Ein Zeichen hat das Team jedoch zumindest versucht zu setzen. Beim Mannschaftsfoto hielten sich die Akteure auf dem Rasen sowie Spieler und Trainer auf der Reservebank den Mund demonstrativ zu. In der arabischen Welt sorgte das für Spott und Häme.


"Sie werden zu uns kommen.. Sie werden unsere Religion respektieren.. Unsere Kultur.. Unsere Bräuche.. Unsere Gesetze. Ansonsten strecken Sie Ihre Hand aus, wohin Sie wollen!"

Dieses Zitat stammt von einem arabischen Journalisten Mohammed Al-Kaabi. Diesem sei gesagt, dass es eine absolute Schande ist, Gräueltaten unter dem Deckmantel von Religion oder oder Kultur zu rechtfertigen. Wie Thomas Hitzlsperger kürzlich in der ARD-Sendung "Brisant" gesagt hat, müssen Menschenrechte immer mehr zählen als Kultur.

Letztlich geht es nicht darum, Religionen, Bräuche oder sonstiges zu respektieren, sondern darum, für das Wohlergehen der Menschen zu kämpfen. Wer Gastarbeitern, Homosexuellen, Freuen, Behinderten und sämtlichen weiteren Gruppen keinen Respekt entgegenbringt oder diese bestraft, darf auch selbst keinen bekommen.


"Wir finden auch keine Worte, Deutsche."

Wie sagt man so schön: "Reden ist Silber, schweigen ist Gold." Manchmal geht es gar nicht darum, viele Worte zu finden. Denken wir nur an die Nationalmannschaft aus dem Iran, die mit dem Schweigen bei der Hymne ein mutiges Zeichen gegen das Regime in der Heimat gesetzt hat.

Die Aktion der Deutschen ist damit natürlich nicht zu vergleichen und trotzdem sei gesagt: Solange sich die Angesprochenen von dem Statement getriggert fühlen, hat man schon etwas erreicht.


"Schlechter Start in den Wettbewerb, genauso wie sie ein schlechtes Ende des Zweiten Weltkriegs hatten. Manchmal muss man sein Geld da lassen, wo der Mund ist."

Die Anlehnungen an den Zweiten Weltkrieg wird es wohl noch in hunderten von Jahren geben. Immerhin hat ein Großteil der Bevölkerung seine Lehren aus den Gräueltaten von damals gezogen. In der arabischen Welt sind einige offenbar in der Steinzeit hängen geblieben.


"Der deutsche Fußball, als Özil über Rassismus gegen ihn gesprochen hat."

Dass der DFB nicht unbedingt nur aus Heiligen besteht, dürfte allen klar sein. Der ehemalige Nationalspieler hat jedoch in keiner Silbe erwähnt, dass von Spielern oder Trainern rassistische Äußerungen ausgehen. Genau von diesen Akteuren kam jedoch die Protestaktion. Demnach ist nicht so ganz klar, was der Twitter-User damit aussagen will. Wenn das DFB-Team ein Statement setzt, dann hat das nichts mit dem Fall Mesut Özil zu tun.


"Zu den Errungenschaften der Katar-WM 2022 gehörte das Festhalten daran, den schwulen Slogan nicht zu fördern, und die europäischen Teams gehorchten aus Angst vor Bestrafung, aber die deutsche Mannschaft betrachtete dies als Meinungsverschiedenheit und drückte dies vor dem Spiel aus. Japan besiegte sie unerwartet. Gott sei Dank."

Die einzige Errungenschaft der WM in Katar ist vielmehr, dass die FIFA ihr wahres Gesicht gezeigt hat und hoffentlich all ihr Vertrauen verloren hat. Alleine die Tatsache, dass Zeichen für Menschenrechte, Liebe und Frieden verboten werden, dürfte auch die letzten darauf aufmerksam gemacht haben, was bei der FIFA und Katar eigentlich abgeht. Gegen Homophobie, Rassismus und für Menschenrechte wird natürlich weiterhin gekämpft werden. Gott sei Dank.


"Dies ist ein eklatantes Beispiel für die verdächtige Kampagne, der Katar ausgesetzt ist. Werden die Deutschen auch in jedem Spiel gegen europäische Länder so vorgehen, um beispielsweise gegen den Umgang mit Einwanderern zu protestieren? Haben sie es mit China, Russland oder Amerika gemacht? Alles in allem herzlichen Glückwunsch an Japan für den heutigen Sieg!"

Das sogenannte "eklatante Beispiel für die verdächtige Kampagne gegen Katar" ist nur entstanden, weil man sich in Katar offenbar nicht anders für Menschenrechte aussprechen darf. Demnach ist die Beantwortung ganz einfach. In anderen Ländern hätte es diese Aktion nicht gegeben, stattdessen wäre man wie geplant mit der One-Love-Binde aufgetreten. Beispielhaft ist natürlich auch mit Russland ein Land aufgezählt worden, das nicht umsonst von der WM-Quali ausgeschlossen worden ist. Will man sich mit diesem wirklich vergleichen?


Bei all diesen Reaktionen kann man zumindest festhalten, dass das DFB-Team einen wunden Punkt getroffen hat. Die einzige Aussage, die wir teilen können, ist "Glückwunsch an Japan für den Sieg". Bei all dem Theater darf man die starke Leistung des Underdogs auch mal würdigen. Dies sollte jedoch auch sportlich fairen Motiven geschehen und nicht aus jenen, Deutschland nochmal einen reinzuwürgen.


Niederlage gegen Japan: Tobias Escher analysiert mit 90min die Deutschland-Pleite


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