Antoine Griezmann: "Bin immer der erste, auf den gezeigt wird!"

Redete sich gegenüber Jorge Valdano mal den Frust von der Seele: Antoine Griezmann
Redete sich gegenüber Jorge Valdano mal den Frust von der Seele: Antoine Griezmann / Soccrates Images/Getty Images
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Zuletzt hat Antoine Griezmann für einige Verstimmungen beim FC Barcelona gesorgt. Weniger aufgrund der weiterhin überschaubaren Leistungen als vielmehr mit allerlei Aussagen, sowohl eigenen als auch aus seinem näheren Umfeld. Im TV-Programm Universo Valdano (via marca.com) nutzte der Franzose nun die Gelegenheit, um ein paar Dinge klarzustellen.

Vor allem auf die Statements seines ehemaligen Beraters Eric Olhats ging der 28-jährige Angreifer dabei ein. Und hob dabei hervor, dass er zu jenem gar keine echte Beziehung mehr habe. "Die Beziehung zu ihm war an dem Tag meiner Hochzeit beendet. Ich hatte ihn eingeladen und er war nicht gekommen. Seitdem habe ich kein Verhältnis mehr zu ihm. Er spricht mit der Presse, weil sie ihn anrufen, da weder mein Vater noch meine Schwester mit den Journalisten reden."

Über die Aussagen seines Umfeldes - und seine eigenen

Dafür aber Griezmanns Onkel, der jedoch nicht wisse, "wie der Fußball funktioniert. Und so ziehen die Journalisten ihm die Worte aus der Nase. Ich habe Leo gesagt, dass ich gar nicht mit ihm spreche. Ich habe noch nicht einmal die Telefonnummer meines Onkels."

Doch Griezmann hat auch mit eigenen Aussagen zuletzt für etwas Verwirrung in Can Barça gesorgt. So zum Beispiel, mit seinen Betrachtungen bezüglich der für ihn idealen Position auf dem Spielfeld - womit er durch die Blume zu verstehen gab, dass sie diese beim FC Barcelona noch nicht gefunden haben.

"In Frankreich", versucht sich Griezmann an einer Rechtfertigung, "fingen sie gerade an, an Deschamps (dem französischen Nationaltrainer, die Red.) zu zweifeln. Was ich gesagt habe, war nur, dass er wisse, was er tut. Es war eine Solidaritätsbekundung, weil er damals stark kritisiert wurde."

Über die Beziehung zu Lionel Messi

Bezüglich seiner vieldiskutierten Beziehung (oder Nicht-Beziehung) zu Lionel Messi nutzte Griezmann die 40 Minuten in besagtem Programm, um alle Zweifel auszuräumen. "Ich habe mit Leo gleich nach meiner Ankunft gesprochen, und er sagte mir, dass er sehr enttäuscht gewesen sei, nachdem ich die erste Offerte des Klubs ausgeschlagen hatte. Er hatte meine Verpflichtung ja öffentlich eingefordert. Und gleichzeitig sagte er mir, dass er absolut zu mir stehe, und so empfinde ich es auch Tag für Tag."

Griezmann und Messi bejubeln ein Tor des FC Barcelona
Griezmann und Messi bejubeln ein Tor des FC Barcelona / JOSEP LAGO/Getty Images

Dass er überhaupt von Atlético Madrid zum FC Barcelona gewechselt sei, sei nicht einfach eine Entscheidung zwischen Tür und Angel gewesen. "Es gab mehrere Faktoren. Ich wollte einfach etwas Neues starten. Dann gab es die Abgänge von Godín und Lucas (Hernández, die Red.), und deshalb habe ich am Ende die Entscheidung getroffen, zu gehen. Mit der Doku wollte ich dann lediglich darstellen, wie schwierig es manchmal für einen Spieler ist, eine bestimmte Entscheidung zu treffen. Deine Frau spricht mit dir darüber, deine Eltern, deine Söhne - aber entscheiden musst du es am Ende selbst."

"In eineinhalb Jahren hatte ich drei Trainer!"

Die Kritiken, die es seit seiner Ankunft im Camp Nou vor nunmehr bald eineinhalb Jahren regelmäßig setzt, akzeptiert er in einer Mischung aus Selbstkritik und fatalistischem Bedauern, immer als Sündenbock herhalten zu müssen. "Ich nehme die Kritiken hin, denn ich weiß, dass wir alle noch nicht den besten Griezmann gesehen haben. Aber ich habe das Gefühl, dass immer wenn irgendwas schief läuft, ich der erste bin, auf den gezeigt wird. In eineinhalb Jahren hatte ich hier drei verschiedene Trainer. Das ist nicht immer einfach. Ich brauche einfach Zeit, um mich an meine Mitspieler zu gewöhnen, und sie sich an mich. Dann sind da noch die ganzen Systemwechsel mit jedem neuen Trainer."

Hinzu kommen die Kommentare der jeweiligen Kandidaten auf die Präsidentschaft des Klubs (im Januar wird ein neuer Klubvorstand gewählt). "Ich glaube nicht, dass es für mich das Beste ist, wenn sie darüber reden, ob ich nun eine gute oder schlechte Verpflichtung sei."

Schwieriger Start in die Karriere

Doch mit Ablehnung musste Griezmann schon seit frühester Kindheit umgehen. "Ich habe es bei zehn Klubs der ersten französischen Liga versucht. Keiner hat mich genommen. Entweder war ich zu klein oder hatte nicht das geforderte Niveau. Der Tag, an dem der FC Metz mich ablehnte, war sehr hart, weil sie mir vorher zugesichert hatten, mich zu verpflichten. Doch dann riefen sie meinen Vater an und sagten, dass sie mich doch nicht wollten. Ich verbrachte mehrere Tage heulend in meinem Zimmer."

Und wie das so ist, mit den Propheten im eigenen Land: am Ende musste Griezmann die Grenze zu Spanien überqueren, um im Profi-Fußball Tritt zu fassen. "Ich spielte ein Turnier der C-Jugend, und der Scout von der Real Sociedad beobachtete mich während des ganzen Turniers. Er gab mir dann eine Einladung für ein Probetraining - und so ging ich dorthin." Den Namen des Scouts nennt Griezmann dabei nicht - es war Eric Olhats.

"Am ersten Tag trainierte ich mit Jungs, die ein Jahr älter waren als ich. Also sollte ich eine Woche später nochmals vortrainieren, diesmal aber mit Jungen meiner Altersklasse. Zu der Zeit lebte ich in Bayonne und trainierte mit der Real Sociedad." Die Sprachbarriere machte es für den damals 14-Jährigen auch nicht leichter.

"Ich konnte kein Spanisch. Alles, was der Trainer sagte, musste mir übersetzt werden. Das war für mich als kleiner Junge nicht leicht. Ich fing also an, in der Nachwuchsmannschaft zu spielen, hatte aber Schwierigkeiten, mir einen Stammplatz zu erobern. Herausgeragt habe ich nicht. Ich habe die Anweisungen des Trainers umgesetzt. Mehr nicht."

2009: Erster Profi-Vertrag

Doch dann kam der Sommer 2009. Griezmann war gerade 18 geworden. "Als ich meinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte, fing ich an, daran zu glauben, Profi-Fußballer werden zu können. Martin Lasarte gab mir die Chance, und da begann meine Beziehung mit den Uruguayern."

Griezmanns erster Trainer im Profi-Bereich:  Martín Lasarte
Griezmanns erster Trainer im Profi-Bereich: Martín Lasarte / JOSE JORDAN/Getty Images

Die sich bei Atlético, fünf Jahre später, fortsetzen sollte. Mit Diego Godín, José Giménez und Cristian Rodríguez traf er in seiner ersten Saison bei den Rojiblancos gleich auf drei Spieler aus dem kleinen Land am Rio de la Plata. Und entdeckte durch sie auch seine Liebe zum Mate-Tee, dem er bis heute nicht abgeschworen hat.