Antoine Griezmann beim FC Barcelona: Gewinner trotz Messi-Chaos?

Antoine Griezmann kam beim FC Barcelona nie wirklich an
Antoine Griezmann kam beim FC Barcelona nie wirklich an / Soccrates Images/Getty Images
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Seit etwas mehr als einem Jahr ist Antoine Griezmann nun Teil des FC Barcelona und konnte in dieser Zeit nie wirklich für die Katalanen überzeugen. Sogar mit einem Abschied wird der Franzose bereits in Verbindung gebracht. Doch: Der Angreifer sollte in Barcelona bleiben und könnte dort sogar vom Chaos um Superstar Lionel Messi profitieren.

Neun Tore und vier Vorlagen - so lautet die Bilanz der Griezmannschen Premieren-Saison beim FC Barcelona. Natürlich viel zu wenig für den Franzosen, der vor der Saison für rund 120 Millionen Euro von Atletico Madrid gekommen war und für die er in seiner letzten Saison noch immerhin 15 Tore und acht Vorlagen erzielt hatte.

Griezmann kann in erster Barca-Saison nur selten überzeugen

Dabei verlief der Start für den Weltmeister von 2018 gar nicht mal so verkehrt. Gleich in seiner zweiten Partie für die Katalanen standen ein Doppelpack und eine Vorlage hinter seinem Namen im Statistik-Bogen. Es sollte weniger gut weitergehen, von da an tauchte der Name des Franzosen nur noch selten auf, wenn es um den besten Spieler eines Spiels ging.

Zu oft schien Griezmann während der Saison nicht wirklich auf der Höhe, noch nicht beim FC Barcelona angekommen zu sein. Gegen die großen Vereine der La Liga war vom 29-Jährigen so gut wie gar nichts zu sehen. Weder gegen Real Madrid, noch gegen deren Stadtrivalen und Griezmann-Ex-Klub Atletico oder gar gegen den FC Sevilla oder FC Valencia, konnte der Angreifer ein Tor erzielen. Auch Vorlagen waren Fehlanzeige.

So überrascht es nicht, dass in einer grundsätzlich enttäuschenden Saison des 26-maligen spanischen Meisters, die in einer 2:8-Pleite in der Champions League gegen den späteren Turnier-Sieger FC Bayern München gipfelte und mit dem vermeintlichen Abschieds-Drama um Vereinslegende Lionel Messi endete, auch Griezmann selbst mit einem Abschied in Verbindung gebracht wird.

Verbleib ist Alternativlos

Auf den ersten Blick hätte Griezmann sogar von einem Abgang Messis profitiert, war ihm doch scheinbar dessen Platz in der Offensive angeboten worden, hätte dieser die Katalanen tatsächlich verlassen wollen. Doch Messi bleibt und damit stellt sich wiederum die Frage: Warum sollte auch Griezmann bleiben, der zum einen nie wirklich in Barcelona angekommen zu sein scheint und zum anderen in Person von Memphis Depay, dessen Transfer kurz vor dem Abschluss steht, noch weitere Konkurrenz vor die Nase gesetzt bekommt?

Allein auf weiter Flur: Lionel Messi bleibt in Barcelona
Allein auf weiter Flur: Lionel Messi bleibt in Barcelona / Pool/Getty Images

Im Grunde ist die Antwort ganz einfach: Alternativlosigkeit. Was auf den ersten Blick stupide klingt, ist auf den zweiten jedoch Fakt. Bei den zur Debatte stehenden potenziellen Abnehmern und Interessenten am Franzosen steht der FC Liverpool an vorderster Stelle und brächte dazu die Erfolg-versprechendste Perspektive mit. Schaut man sich jedoch die Mannschsft des amtierenden englischen Meisters an, wird schnell deutlich, dass die Kader-Situation an der Anfield Road eine ähnliche ist wie die der Katalanen.

An Sadio Mane und Mo Salah ist zunächst einmal kein Vorbeikommen. Dahinter tut sich zwar eine qualitative Lücke auf, die jedoch auch der FC Barcelona vor der Saison hatte und die Griezmann nicht stopfen konnte. Fakt ist: Es ist nicht selten, dass ein Spieler sich erst einmal an seine neue Umgebung gewöhnen muss. Bei einem Spieler seiner Preis- und Gehaltsklasse ist das zwar umso ärgerlicher, doch wer ein weiteres Beispiel sucht kann sofort bei Real Madrid nachfragen, wie dort die Premieren-Saison eines anderen 100-Millionen-Mannes verlaufen ist.

Hoffen auf Ronald Koemann

Und auch in Barcelona kennt man sich in Person von Ousmane Dembele bereits mit 100-Millionen-Enttäuschungen aus. Von daher könnte Griezmann vom aktuellen Chaos in in Barcelona sogar profitieren. Im Augenblick sind alle Augen, Scheinwerfer und Fernsehkameras auf den Gottvater des Klubs, Lionel Messi, gerichtet. Das wird sich bis zum Saisonstart am 27. September mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht mehr ändern, will doch jeder sehen, wie der Superstar in seine ungewollt nächste Saison mit dem Verein gehen wird.

Für Griezmann heißt das: So lange unter dem Radar fliegen wie möglich und die Gunst der Stunde nutzen, sich dem neuen Trainer Ronald Koemann, unter dem die Karten ohnehin neu gemischt werden, zu empfehlen. Denn für den Franzosen wird mit etwas Glück sehr viel mehr Verantwortung zukommen als noch im letzten Jahr, da auch mit Stürmer Luis Suarez nicht mehr wirklich geplant und dementsprechend auf dem Spielfeld ein Platz mehr frei werden wird, um den es sich zu streiten gilt.

Kann der beste Spieler der La Liga-Saison von 2015/2016 zum Auftakt überzeugen, könnte aus einer Tragödie am Ende noch eine echte Feel-Good-Story werden.