Als sich Christian Abbiati zum Faschismus bekannte - ein Rückblick auf düstere Zeiten in Italiens Fußball

AC Milan v AS Roma - Serie A
AC Milan v AS Roma - Serie A / Marco Luzzani/Getty Images
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Im Fußball geht es längst nicht mehr nur um das Spiel an sich. Seit vielen Jahren ist der runde Ball ein Gegenstand, der von politischen Machtkämpfen beherrscht wird. Das betraf in der Vergangenheit auch Fanszenen, die mit rechten Gruppierungen in den eigenen Reihen zu kämpfen hatten. In Italien sorgten jedoch auch einige Profis für Aufsehen - darunter Christian Abbiati.

Es war kein Einzelfall, als Abbiati 2008 in einem Interview mit der Gazzetta dello Sport seine Bewunderung für den Faschismus zum Ausdruck brachte. Der Torhüter, der über 500 Profispiele absolvierte, der drei Mal die italienische Meisterschaft und einmal die Champions League gewann, der im Trikot der großen Klubs Juventus Turin und AC Mailand spielte, sagte, er schäme sich nicht für seine ideologischen Ansichten. "Ich teile mit dem Faschismus Ideale wie das Vaterland und die Werte der katholischen Religion. Vom Faschismus verwerfe ich die Rassengesetzte, die Allianz mit Hitler und den Einzug in den Krieg. Ich bewundere die Fähigkeit des Faschismus, den Bürgern Ordnung und Sicherheit zu garantieren", sagte Abbiati (zitiert via Focus).

Noch schlimmer war die Reaktion seines damaligen Vereins, der AC Mailand. Die Rossoneri verzichteten auf eine Stellungnahme. "Kein Thema", hieß es - mehr nicht. Mitspieler Paolo Maldini sagte lediglich, es sei Abbiatis persönliche Meinung. Er selbst wolle diese nicht kommentieren.

Mit seiner politischen Haltung sorgte Christian Abbiati für Verwunderung - nur nicht bei seinem Arbeitgeber
Mit seiner politischen Haltung sorgte Christian Abbiati für Verwunderung - nur nicht bei seinem Arbeitgeber / New Press/Getty Images

Erst drei Jahre zuvor sorgte Paolo Di Canio für einen Skandal. Der frühere Stürmer leistete sich im Jahr 2005 den "römischen Gruß", der mit einem ausgestreckten rechten Arm bezeugt wird. Die Fans, denen sich Di Canio zuwandte, antworteten mit derselben Geste. Wie es heißt, waren sie Anhänger der rechten Ultra-Gruppierung "Irriducibili" ("Die Unbeugsamen"). Trotz einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro wiederholte Di Canio diesen Gruß, bis er neben einer weiteren Geldstrafe mit einer Spielsperre bestraft wurde.

Auch Gianluigi Buffon schrieb vor vielen Jahren Negativschlagzeilen. Die Torwart-Legende von Juventus Turin präsentierte im Jahr 2000 bei einem Spiel der AC Parma ein T-Shirt mit dem faschistischen Spruch "Boia chi molla" ("Gehenkt sei, wer aufgibt"). Noch heute sind die italienischen Stadien nicht frei von derartigen Ideologien, seit Jahren kämpft die Serie A erfolglos gegen Rassismus. Nach Abbiati hat sich immerhin kein Spieler mehr öffentlich zu faschistischem oder rassistischem Gedankengut bekannt.