Als Klopp sein Sabbatical sausen ließ - für den FC Liverpool!
Von Guido Müller
Bald sind es fünf Jahre, die Jürgen Klopp beim englischen Traditionsklub FC Liverpool als Cheftrainer weilt. Nach seinem Aus beim BVB, den er während seiner siebenjährigen Amtszeit zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und einer Final-Teilnahme in der Champions League geführt hatte, wollte er eigentlich ein Überbrückungsjahr einlegen. Doch dann kam ein Anruf, der alles veränderte.
Liverpool im Spätsommer 2015. Die jüngst abgelaufene Saison war (mal wieder) eine Enttäuschung. Statt oben anzugreifen und die Großkopferten aus Manchester und London zu ärgern, beschließen die Reds die Spielzeit auf einem sechsten Tabellenrang. In der Konsequenz muss Trainer Brendan Rodgers gehen. Doch wen als seinen Nachfolger holen?
Klubbesitzer Henry: "Er nannte es 'Heavy Metal-Fußball'!"
Da erreicht den amerikanischen Klubbesitzer John W. Henry ein Anruf des Vereinspräsidenten Mike Gordon. Der sagt seinem Boss nur einen Satz: "Wir haben die Chance, uns mit Jürgen Klopp in New York zu treffen." Für Henry sei es "der aufregendste Anruf" gewesen, den er während seiner nunmehr zehnjährigen Tätigkeit bei den Reds erhalten habe. "Klopp war mir aufgefallen", erinnert sich Henry Jahre später, "als ich noch ein Anfänger im Fußball-Business war. Aber ich wusste sofort, dass er für die Art Fußball stand, die ich sehen wollte. Ich glaube, er selbst nannte es damals 'Heavy Metal-Fußball'!" (Quelle: goal.com)
Dortmund, zur selben Zeit. Das Kapitel BVB ist für Klopp seit einigen Monaten beendet. Im April hatten sich Klub und Trainer dazu entschieden, einen Schlussstrich unter eine siebenjährige Erfolgsstory zu setzen. Jetzt, so Klopps damaliger Plan, würde er erstmal ein Sabbatical einlegen, durch die Welt reisen und dabei viel Zeit mit seiner Familie verbringen. Das hatte er seiner Frau Ulla und den Kindern versprochen. Doch dann kommt der Anruf seines Agenten - und was der zu berichten hat, lässt Klopp sofort "Feuer und Flamme" werden. Der große FC Liverpool habe Interesse an ihm. Wieder einmal ein Traditionsklub - wie zuvor schon der BVB - der gerade eine profunde Identitätskrise durchmachte und mehr von seinem großen Namen und den Titeln der Vergangenheit lebte als von sportlichen Erfolgen in der Gegenwart.
Klopp und das Versprechen an seine Familie
Doch da war sein Versprechen. "Wenn du so ein großes Versprechen gibst, wie ich es nach meinem Aus beim BVB getan habe, und dann, kaum vier Monate später, mit völlig neuen Plänen um die Ecke kommst, ist wohl das mindeste, was du tun kannst, zu fragen", erinnert sich Klopp an sein damaliges Dilemma. Seine Söhne seien sofort begeistert von der Idee gewesen - Gattin Ulla eher weniger. Doch wer Klopps Begeisterung und seine Fähigkeit, andere zu begeistern, kennt, kann sich gut vorstellen, dass er auch seine bessere Hälfte binnen kurzem von dem neuen Abenteuer im Norden Englands zu überzeugen wusste. Das Sabbatical mit viel gemeinsamer Zeit werden die Klopps sicherlich noch nachholen. Außer es kommt wieder einer dieser Anrufe...