Almuth Schult spricht über ihre Zeit in der NWSL und die WM in Katar

Almuth Schult
Almuth Schult / Maja Hitij/GettyImages
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Nationaltorhüterin Almuth Schult hat sich ausführlich über ihr Engagement bei NWSL-Klub Angel City FC geäußert. Außerdem bezog die 31-Jährige, die während des Turniers als TV-Expertin für die ARD im Einsatz ist, Stellung zur Männer-WM in Katar.


In einem Interview mit Bild und Sport Bild beschrieb Schult ihre Zeit in den USA als "sehr interessant" und hob vor allem die Unterschiede zu den Gepflogenheiten in Deutschland hervor. So sei es in der NWSL (National Women's Soccer League) selbstverständlich, dass die Kinder der Spielerinnen "ein Teil der Gruppe sind und sogar im Mannschaftsbus zum Stadion fahren." Die strikte Trennung zwischen Privat- und Berufsleben wie in Deutschland gebe es in den USA in dieser Form nicht.

Ihren eigenen Klub Angel City FC, der von vielen prominenten Frauen aus der Show- und Sportbranche wie Natalie Portman und Serena Williams gegründet wurde, bezeichnete die Torhüterin als "etwas Besonderes". Der Klub aus Los Angeles habe sich selbst einen gesellschaftlichen Auftrag gegeben und investiere zehn Prozent aller Sponsoren-Einnahmen in gemeinnützige Projekte. Auch die Spielerinnen würden sich an den Projekten aktiv beteiligen, Unterstützung bei Essensausgaben für Obdachlose leisten oder sich Zeit für Besuche in Kinderkrankenhäusern nehmen.

Kritik am DFB

Mit Blick auf die Frauen-Bundesliga wünscht sich Schult zeitnah professionellere Strukturen. Ein Mindestgehalt spiele dabei eine entscheidende Rolle. Außerdem müsse jede Spielerin "einen erstklassigen Trainingsplatz, immer Zugang zu einem vernünftigen Kraftraum und eine professionelle medizinische Betreuung haben." Flächendeckend sei man davon in Deutschland noch weit entfernt.

Für einen "Schritt nach vorn" hält die ehemalige Wolfsburgerin den neuen TV-Vertrag, der der Frauen-Bundesliga fünf Millionen Euro pro Saison garantiert. Luft nach oben gebe es aber nach wie vor. So werden etwa in der englischen WSL zwölf Millionen Euro pro Jahr bezahlt. Außerdem kritisierte Schult die Zersplitterung des Spieltags mit Ansetzungen von Freitag bis Montag. Insbesondere die Montagsspiele seien für Spielerinnen, die neben dem Fußball noch arbeiten müssen, problematisch.

Enttäuscht zeigte sich Schult darüber, dass es in der Breite an Aufnahmekapazitäten für junge fußballbegeisterte Mädchen mangele. DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte nach der Europameisterschaft im Juli zugegeben, dass die Vereine den großen Zulauf an Mädchen, die Fußball spielen wollen, aktuell nicht bewältigen können.

"Die Aussage macht mich traurig", erklärte Schult. "Man muss damit rechnen, dass eine EM positiv verläuft und für diesen Fall einen Plan in der Tasche haben. Ich habe das Gefühl, dass sich nicht jeder darauf vorbereitet hatte. Es ist schlimm, wenn Kinder Anträge stellen, weil sie einen Traum haben, und die können teilweise nicht bearbeitet werden. Nachhaltigkeit ist in großem Maße auch Jugendarbeit und für mich die Basis für alles."

"Ich wundere mich über den Fifa-Präsidenten"

Zu den Menschenrechtsverletzungen im WM-Gastgeberland Katar hat die sechsfache deutsche Meisterin eine klare Meinung. Jüngst hatte ein WM-Botschafter des Emirats davon gesprochen, dass Homosexualität ein geistiger Schaden sei. "Ich war fassungslos", kommentierte Schult diese Aussage. "Manche Dinge sind nicht zu verstehen. Diese Ansichten sind schlichtweg falsch."

Von der Fifa wünscht sie sich eine eindeutige Positionierung: "Ich wundere mich auch, dass der Fifa-Präsident sagt, es solle nur um Fußball gehen. Das Gegenteil ist richtig: Es ist wichtig, dass die Diskussion über Menschenrechte am Leben bleibt und geführt wird."

Dennoch könne sie es verstehen, wenn die Nationalspieler von politischen Statements absehen. Mit Blick auf die Anfeindungen, denen die Familie von Joshua Kimmich im Rahmen der Corona-Impfdebatte ausgesetzt war, müsse jeder die Konsequenzen für ihn uns sein Umfeld abwägen. "Ich finde gesellschaftspolitische Statements nur dann sinnvoll, wenn man sie selbst für richtig empfindet", so Schult. Das Tragen der Regenbogen-Kapitänsbinde beispielsweise hält die Torfrau für ein "klares Zeichen, das man setzen sollte, wenn man davon überzeugt ist."


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