"Alle zusammen für Preußen Münster": Die Rückkehr der Magie im Preußenstadion
Von Marc Knieper
Das Preußenstadion – ein uralter Ort voller Emotionen. Nicht zuletzt die seit Jahren marode Westtribüne spricht Bände: Hier wurde gelacht und geweint. Gesungen, geschunkelt, gejubelt. Mit der Rückkehr der Ultras kehrt sie zurück, die Magie auf den Rängen – und die nie vergessene Tradition im Stadion an der Hammer Straße.
Denn bereits 1925 sendete man vom jetzigen Standort des Preußenstadions die allererste Liveübertragung eines Fußballspiels im deutschen Rundfunk. Fast 40 Jahre später war das Preußenstadion am ersten Spieltag der soeben eingeführten Bundesliga (1963/64) im Spiel gegen den HSV das einzige und somit erste ausverkaufte Bundesligastadion überhaupt. Es folgten Auf- und Abstiege, Hochs und Tiefs. Sowohl auf dem Spielfeld als auch auf den Rängen.
Ganze neun Jahre hatte es zwei verschiedene Stimmungszentren in der Kurve gegeben, die eher gegen- als miteinander sangen. Erst Ende 2017 unterstützte man den SCP gemeinsam. Durch die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft stellte die Gruppe „Deviants Ultras“ 2018 ihren Support ein. Es folgten stimmungs- und zuschauerarme Zeiten in Münster. Noch dazu war und ist die vierte Liga rein sportlich nicht die attraktivste.
Preußen Münster: Die Rückkehr des „verrückten Glaubens“
Am 23. Juli 2021 kehrte er schließlich zurück, der aktive Support des ruhmreichen SC Preußen. Aus den informellen Strukturen der Fanszene bildete sich das neue Kollektiv namens „Fede Nerblo“. Der Name ist Programm. „Verrückter Glaube“ lautet die Übersetzung. Während „fede“ aus dem Italienischen stammt und „Glaube“ bedeutet, benutzen die Münsteraner das Wort „nerblo“ im heimischen Masematte-Dialekt für „verrückt“.
Verrückt und engagiert auf und abseits der Ränge tragen die Ultras zur Strahlkraft in Münster bei. Die Magie kehrt langsam, aber sicher zurück ins Stadion. Endlich wieder Stimmung in der Bude. Denn „Fußballkultur“ wurde in der 316.000 Einwohner großen Studenten-Stadt lange klein geschrieben – leider.
Das Problem auch weiterhin: Die viele Studenten (rund 66.000 an der Zahl) kommen häufig von außerhalb und haben – sofern fußballinteressiert – bereits einen Lieblingsklub aus ihrer Region oder aber in der ersten und zweiten Bundesliga. Zudem wohnen viele Akademiker in der Stadt, die mit Fußball gänzlich wenig am Hut haben.
Das Ziel des Klubs und der Ultras muss es sein, Münsteraner Fußball wieder attraktiver zu machen. Nicht nur auf-, sondern in Zeiten der perfiden Kommerzialisierung und der Absurdität des modernen Fußballs insbesondere abseits des Platzes. Die Kurve muss wieder gemeinsam singen, schunkeln und jubeln – so wie sie es in der Vergangenheit tat. Denn Fußball ist längst nicht nur ein Spiel, bei dem 22 Spieler hinter einem Ball herjagen. Fußball ist so viel mehr.