Schalker Finanz-Probleme werfen Fragen auf - Auch ohne Corona gibt es Ärger

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Dass der ​FC Schalke 04 derzeit in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist keine Neuigkeit mehr. Schließlich haben die Vereinsverantwortlichen dies längst laut und deutlich kommuniziert. Doch auch ungeachtet der Coronakrise gibt es bei S04 immer wieder Zahlen und ein wirtschaftliches Vorgehen, ​das einen kritischen Blick verdient.

Die Folgen der Corona-Pandemie sind auch für Fußballvereine in den europäischen Topligen sehr gefährlich. Schalke 04 ist besonders stark betroffen, sodass der Verein massiv auf Sparmaßnahmen setzen muss. 

Diese wurden unlängst kommuniziert und erklärt: Gehaltsverzicht, Stundungen, Kurzarbeit, usw. Dass Schalke als Klub wirtschaftlich stark unter dem Virus leidet, ist also nicht allzu überraschend, und neu erst recht nicht.

Die Geschäftsstelle am S04-Vereinsgelände: Auch hier wird der Umbau vorangetrieben

Nichtsdestotrotz lohnt sich ein tieferer Blick in die von Königsblau regelmäßig genannten Zahlen. Die Sportbild meldete am Mittwoch, dass Schalke ​die vierte Charge der TV-Gelder bereits verpfändet, also an Dritte abgetreten hat - zur finanziellen Sicherheit, hieß es. In den sozialen Netzwerken wunderten sich einige Anhänger über den Grund und das Vorgehen. Dazu muss aber auch betont werden, dass dies grundlegend ein legitimes sowie legales Vorgehen bei der Vereinsfinanzierung ist. Und trotzdem wirft es weitere Fragen auf, was den finanziellen Rahmen des Bundesligisten betrifft.

Im vergangenen Juli freute sich Finanzvorstand Peter Peters bekannt geben zu können, dass die Veltins-Arena nun abbezahlt wurde. Dazu musste der Verein einen Kredit von fast 200 Millionen Euro über einige Jahre hinweg abstottern. Ein wichtiger Erfolg für den Namen des Vereins, immerhin hatte die Finanzierung über diesen Zeitraum auch die eigene Finanzkraft gelähmt. 

Fast ein Jahr später blickt man dennoch auf weitere knapp 120 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Im Geschäftsjahr 2019 hat man zudem einen Fehlbetrag von 26 Millionen Euro erwirtschaftet, trotz eines Umsatzes von 275 Millionen Euro (75 Millionen Euro weniger als im Vorjahr).

Fragwürdige Zahlen und kurioser Umgang mit TV-Geldern: Das Vorgehen sollte kritisch hinterfragt werden

Das sind Zahlen, die zwar auch verständlich sind, auf der anderen Seite aber auch kritisch beleuchtet und zumindest hinterfragt werden sollten. Die aktuelle Krise ist dazu ein Anlass, auch wenn die derzeitigen Zahlen und Maßnahmen selbstverständlich nicht den Alltag widerspiegeln.

Bei der Mitgliederversammlung 2019 etwa erklärte der Aufsichtsrat-Kandidat Ingolf Müller, dass Schalke ganze 30 Millionen Euro (!) an TV-Geldern (!), die für die aktuelle Saison bestimmt waren, bereits im Vorjahr (!) eingesetzt hat, um etwaige Transfers zu finanzieren.

Dieser Vorwurf stand zunächst im Raum, doch Clemens Tönnies, der anschließend redete, äußerte sich dazu gar nicht. So konnte man davon ausgehen, dass diese Geschichte stimmt, wenn auch die genauen Zahlen womöglich etwas ungenau gewesen sein mögen. 

Was in Bilanzen teilweise als "kurzfristige Verbindlichkeit" geführt wird, offenbart an einigen Stellen ein sehr kurioses Vorgehen, was finanzielle Mittel betrifft. Gelder einzusetzen, die man noch gar nicht erhalten hat. Wie unsicher eine solche Aktion ist, sieht man an der aktuellen Bundesliga-Pause exemplarisch gut. Die Einstufung, wie (un)seriös es zudem ist, bleibt jedem Fan und Mitglied selbst überlassen.

Dass anschließend zahlreiche Transfers (zunächst) nicht eingeschlagen haben und Schalke umgehend in eine Krisensaison stolperte, muss dabei ebenfalls bedacht werden. Solche Szenarien müssen bei der Finanzplanung eine wichtige Rolle spielen, vor allem wenn es ohnehin große Verbindlichkeiten und ein Arbeiten auf Pump gibt. Ein Grund, weshalb viele Mitglieder einer etwaigen Ausgliederung zusätzlich kritisch gegenüberstehen. Sie fragen sich, ob dem amtierenden Personal in der Führungsriege ein verantwortungsvoller und guter Umgang mit den zu erwartenden Einnahmen zugetraut werden kann.