Eine Liebeserklärung an Kaka - Genie, Legende, GOAT

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Heute, am 22. April 2020, feiert Kaka seinen 38. Geburtstag. Aus diesem Anlass lasse ich es mir nicht nehmen, eine Liebeserklärung an meinen Kindheitshelden, der für mich der GOAT ist, zu schreiben.

Im Sommer 2003 verpflichtete der große ​AC Mailand, damals frischgebackener Champions-League-Sieger, einen jungen, schüchternen, fast unscheinbar wirkenden Spieler aus Brasilien. Sein Name: Ricardo Izecson dos Santos Leite - oder kurz: Kaka. Mit seiner Brille und seinen Wuschelhaaren sah er fast ein wenig wie Harry Potter aus. Die Ironie dieses Vergleichs: Auch Kaka war ein Magier.

Auf dem Feld verzauberte der Brasilianer alles und jeden. Die Zuschauer liebten von der ersten Sekunde an seine Leichtfüßigkeit, seine Eleganz, seinen Charme. Auch ich war Kaka damals sofort verfallen. Zwar konnte ich zu der Zeit nur wenige Spiele der Mailänder verfolgen (oft war man mit kurzen Ausschnitten zufrieden), doch das besondere Talent, das Genie dieses jungen Spielmachers konnte ohnehin jeder Depp erkennen.

Mit Anfang 20 kam Kaka aus Brasilien in die Serie A, die zu jener Zeit ohne Zweifel die beste und härteste Liga der Welt war. Als Spielmacher lernte er dort von Rui Costa (oh man, was für ein Spieler! - aber das ist eine andere Geschichte) und entwickelte sich in unfassbarem Tempo zum Leistungsträger. 

Das Paket, das Kaka mitbrachte, war ebenso umfassend wie beeindruckend: Seine Technik war - wie es sich für einen Brasilianer gehört - eine Augenweide. Zudem hatte er Speed, das Auge für den Mitspieler, eine überragende Schusstechnik - einfach dieses gewisse Extra, das nur ganz, ganz wenigen Spielern vergönnt ist. Die Kombination aus seinen Fähigkeiten war nahezu einzigartig und von purer Eleganz.

Jeder Milan-Fan wird sich zum Beispiel an sein Super-Tor gegen Manchester United erinnern, als er Gabriel Heinze und Patrice Evra wie (Verzeihung) Dorftrottel stehenließ und cool ins Eck einschob. Oder an sein Tor gegen Fenerbahce nach einem traumhaften Solo (da wäre sogar ein Messi neidisch geworden). Oder an seinen aberwitzigen Pass im Champions-League-Finale 2005, den Hernan Crespo eiskalt versenkte (über den weiteren Verlauf dieser Partie schweigen wir an dieser Stelle bitte). Oder, oder, oder... es gibt so viele Szenen, in denen Kaka einfach so fantastische Sachen anstellte, dass man es kaum glauben konnte.

2007 - das Jahr, in dem Kaka mit Milan seinen (leider einzigen) Champions-League-Sieg einfuhr, sollte die Krönung seiner Laufbahn darstellen, denn er wurde absolut verdient mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war der Brasilianer, der vom Charakter der klassische Schwiegermutter-Traum ist, im Fußball-Olymp angekommen.

Kaka mit seinem Ballon d'Or vor Mailands 'Duomo'

Zwei Jahre später folgte sein Wechsel zu ​Real Madrid. Jedem, wirklich jedem Milan-Anhänger brach in diesem Sommer 2009 das Herz - auch mir. Denn Kaka war zu diesem Zeitpunkt, mit 27 Jahren, längst eine Legende des AC Mailand. Man hatte den Wunsch, die Hoffnung, ja das Verlangen, dass Kaka in seiner Karriere nie wieder für einen anderen Klub auflaufen würde. Doch bei Reals Angebot von 67 Millionen Euro (zu der Zeit eine Wahnsinnssumme) konnte Milan einfach nicht Nein sagen - der Protest vieler Milan-Fans war umsonst.

Milan-Tifosi protestierten gegen Kakas Verkauf

Wie sich später herausstellen sollte, war dieser Wechsel für Kaka die falsche Entscheidung. Bei den ach so verwöhnten Madrilenen wurde der Spielmacher zwar gemocht, aber nicht geliebt. Eine hartnäckige Schambeinentzündung trug dann ebenso ihren Teil dazu bei, dass Kaka nie wirklich bei den Königlichen ankam. Seine Leistungen waren dennoch gut - nicht, dass wir uns falsch verstehen. Aber leider ohne dieses gewisse Etwas, das ihn bei Milan ausgezeichnet hatte.

Im Sommer 2013 folgte schließlich die Rückkehr zum AC Mailand. Der Jubel in der Domstadt - und natürlich auch bei mir - war riesig. Kaka und Milan wiedervereint! Freudentränen flossen. Doch leider hatten die Zeit in Spanien und die körperlichen Probleme ihre Spuren hinterlassen. Natürlich war Kaka immer noch ein außergewöhnlicher Spieler mit außergewöhnlichen Qualitäten. Aber die Dynamik, sein Tempo und folglich seine traumhaften Solo-Dribblings waren ihm ein wenig abhanden gekommen. Nur ein Jahr später ging Kaka schließlich in die USA zu Orlando City, um seine Karriere ausklingen zu lassen.

Das Bittere an Kakas Laufbahn: In vielen Köpfen ist nur die Zeit ab dem Real-Wechsel hängen geblieben, weshalb er als sehr guter Fußballer in Erinnerung bleibt - aber eben nicht als Genie. Doch genau das war er: ein Genie. Einer der größten Fußballer, die wir in diesem Jahrtausend gesehen haben. Bin ich ein wenig beeinflusst und subjektiv? Natürlich. Mir ist bewusst, dass meine Sicht von Ricardo Izecson dos Santos Leite nur von den wenigsten geteilt werden dürfte. Aber da ich keinen anderen Spieler während seiner Karriere so verfolgt, bewundert und verehrt habe wie Kaka, wird er für mich immer der GOAT bleiben. Jeder, der ihn nicht wirklich verfolgt hat: Glaub mir, er war ein fantastischer Spieler, ein Ausnahmekönner.

In diesem Sinne: Happy Birthday, Ricky!

Ich hoffe, dass du bald zum AC Mailand zurückkehrst und eine Funktion im Management erhältst. Denn ohne dich ist Milan nicht komplett.