Loris Karius verteidigt seine Fehlgriffe im Champions-League-Finale 2018

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​Loris Karius verlor 2018 durch zwei schwere Patzer quasi im Alleingang das Finale der ​Champions League für seinen ​FC Liverpool gegen ​Real Madrid - so lautet zumindest die verbreitete Meinung der damaligen Beobachter. Ob die Reds mit einem anderen Mann zwischen den Pfosten den Titel geholt hätten, lässt sich nur spekulieren. In jedem Fall erschwerte Karius die Aufgabe für sein Team immens; kurze Zeit später verließ er nach Anfeindungen bis hin zu Morddrohungen der eigenen Anhänger die Premier League in Richtung Türkei zu Besiktas Istanbul, wo er auch aktuell noch aktiv ist.

In Stuttgart ausgebildet, wagte der damals 16-jährige Loris Karius 2009 den Schritt nach England in die Jugendmannschaft von ​Manchester City. Zwei Jahre später schloss er sich dem ​FSV Mainz 05 an, für den er in der Folge in 91 Spielen in der ​Bundesliga auf dem Platz stand. Im Sommer 2016 ging er dann zum großen FC Liverpool, bei dem ein knappes Jahr zuvor mit Jürgen Klopp ein weiterer ehemaliger Mainzer das Amt des Managers übernommen hatte. 

In seiner ersten Saison in England vertrat er in zehn Hinrunden-Partien - Spieltag 6 bis 15 - den zu der Zeit schwächelnden Belgier Simon Mignolet im Kasten, doch auch Karius gab sich alles andere als sicher und musste ab dem 16. Spieltag für den Rest der Saison auf der Bank schmoren. 

Karius im Champions-League-Finale 2018 am Boden

Die Hinrunde 2017/18 schaute sich Karius ebenfalls von draußen an, doch ab dem 23. Spieltag war er dann gesetzt und hatte somit Mignolet den Rang abgelaufen. Doch einige kleinere Wackler ließen bei den Anhängern die Rufe nach einem Torwart von absoluter Klasse immer lauter werden und als Karius im Finale der Königsklasse erst Karim Benzema den Ball zum 1:0 servierte und später einen Distanzschuss von Gareth Bale zum entscheidenden 3:1 ins eigene Tor faustete, war klar, dass er in Liverpool keine Zukunft mehr besaß. 

Sergio Ramos war Schuld

​Gegenüber der Sport Bild bekräftigte Karius erneut, dass er zwei Minuten vor seinem ersten Fehler durch einen Ellbogenschlag von Sergio Ramos an die Schläfe für den Rest des Spiels beeinträchtigt wurde. "Ich hatte nach einem Schlag von Sergio Ramos eine Gehirnerschütterung, durch die mein räumliches Sehen eingeschränkt war", so Karius, der im Anschluss seiner eigenen Aussage nach anders hätte reagieren müssen. "Im Nachhinein hätte ich öffentlich viel offensiver damit umgehen müssen." 

Laut Karius nahm er 2018 nicht nur Mo Salah "elegant" aus der Partie - Sergio Ramos

"Ich habe es nie als Ausrede genutzt. Aber wenn sich Leute darüber lustig machen, dass sich jemand schwer am Kopf verletzt hat, fehlt mir jedes Verständnis", so Karius weiter. Betrachtet man die Aufnahmen der fraglichen Szene, dann kann man einen klaren Ellbogentreffer von Ramos an Karius erkennen, doch genauso sieht man, wie Karius danach sofort wieder aufsteht und sich in eine Diskussion mit dem Schiedsrichter der Partie begibt.

Zudem hätte er eine Beeinträchtigung sofort der Trainerbank signalisieren müssen, um eine Behandlungspause in Anspruch zu nehmen oder im schlimmsten Fall seinen Platz zu räumen. Letztendlich ist seine ungewollte Vorlage für Benzema auch schwerlich auf ein "beschränktes Sichtfeld" zurückzuführen, da er den Franzosen vor der Aktion mehrere Sekunden klar im Blick hatte. 

​​Ob Karius' übertriebener Ehrgeiz die Schwere seiner Verletzung kaschieren wollte oder der Treffer von Ramos jetzt überdramatisiert wird, ist nicht zu ergründen. Weitere Indizien wären das Verhalten von Klopp, der seine Spieler nicht unbegründet fallen lässt, nach dem Spiel bzw. nach der Saison, oder die vorangegangen Patzer von Karius in Partien, in denen Sergio Ramos mehrere Tausend Kilometer entfernt an seiner Judo-Wurftechnik feilte.

Karius in einer Reihe mit Neuer und ter Stegen

"Die Reaktionen waren völlig übertrieben und respektlos. Fehler werden mit unterschiedlichem, ja sogar abartigem Maß gemessen und nicht fair bewertet", beschwert sich Karius zurecht über eingegangene Morddrohungen und Schmähgesänge. 

Bisher in 67 Partien für Besiktas im Tor - Loris Karius

Seine Mithilfe zur Final-Teilnahme wurde laut ihm nicht in die Bewertung seiner Leistungen aufgenommen. "Mein Anteil daran mit all meinen Paraden und guten Leistungen vorher war auf einmal nicht mehr präsent. Mit gerade mal 24 Jahren stand ich im Champions-League-Finale. Unter den aktiven deutschen Torhütern waren sonst nur Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen im Finale", so der mittlerweile 26-Jährige zu seiner Eigenwahrnehmung.