Die DFL-Entscheidung stößt auch bei den Bundesliga-Profis auf Kritik
Von Florian Bajus
Die Bundesliga ist die einzige der europäischen Top-5-Ligen, in der das Tagesgeschäft wie gehabt weiterlaufen wird. Das sorgt nicht nur bei Journalisten und Fans für Kritik, auch einige Profis sprechen sich gegen die Austragung des 26. Spieltags aus.
Erst am Donnerstag war Bayer Leverkusen noch im Einsatz. Im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League setzte die Werkself ihre Erfolgsserie bei den Glasgow Rangers mit einem 3:1-Sieg fort, und eigentlich hätte die Mannschaft von Peter Bosz am Montagabend beim krisengebeutelten SV Werder Bremen antreten sollen. Das Spiel wurde jedoch abgesagt. Bislang ist es die einzige Partie, die an diesem Spieltag nicht stattfinden wird, an den übrigen Standorten sollen Geisterspiele die Ausbreitung des Coronavirus vermindern.
Erst danach will die DFL bis Anfang April aussetzen. "Wenn es hilft, die Epidemie dadurch zu bekämpfen, wenn dadurch Menschen geholfen wird, dann stehen wir natürlich voll dahinter", sagte Leverkusens Innenverteidiger Jonathan Tah laut kicker noch nach dem Schlusspfiff in Glasgow. "Da geht es ja nicht mehr um Titel, sondern um die Gesundheit - und das ist das Wichtigste, was ein Mensch haben kann. Deshalb sehen wir das alle so."
Thiago: "Das ist verrückt"
Ein leiser Appell an die Vernunft. Einige seiner Kollegen drücken sich drastischer aus, so wie Thiago. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern verpasste die Trainingseinheiten am Mittwoch und Donnerstag krankheitsbedingt, ein Einsatz gegen Union Berlin steht auf der Kippe. Von einer klaren Forderung, den Spieltag abzusagen, hält ihn das aber nicht ab: "Das ist verrückt. Bitte hört mit diesem Unsinn auf und landet auf dem Boden der Tatsachen. Lasst uns ehrlich sein, es gibt viel wichtigere Prioritäten als irgendein Sport", ließ der 28-Jährige auf Twitter verlauten.
Auch Uwe Hünemeier vom SC Paderborn sieht die vorläufige Fortsetzung des Spielbetriebs kritisch. Bei den Ostwestfalen stehen Trainer Steffen Baumgart sowie zwei Spieler unter Verdacht, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. "Es ist nicht der Zeitpunkt, um noch Zeit zu verlieren!! Priorität hat einzig und allein die Gesundheit aller", erklärte Hünemeier ebenfalls via Twitter.
Die Entscheidung der DFL, so scheint es, ist jedoch in trockenen Tüchern. Bis zum 02. April sollen die erste und zweite Bundesliga aussetzen, ob der Spielbetrieb danach ganz normal wieder aufgenommen werden kann, bleibt offen. Erst am Dienstag will sich die UEFA gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden beraten, wie die Saison 2019/20 auf nationaler und internationaler Ebene fortgesetzt werden soll.