Was Kroos kann, konnte Eintracht-Legende Nickel schon lange!
Von Guido Müller
Mit seinem spektakulär, direkt verwandelten Eckball zum 1:0 im spanischen Supercup gegen den FC Valencia hat Toni Kroos für viel Aufsehen rund um den Globus gesorgt. Doch einer früheren Eintracht-Legende dürfte der Hype über das Tor des Nationalspielers nur ein müdes Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.
Denn Bernd Nickel ist der absolute Eckballtor-König des Fußballs. Seine größte Zeit hatte der 1949 geborene Nickel zwischen 1968 und 1983 bei der SGE. In insgesamt 426 Bundesliga-Spielen für die Hessen erzielte Nickel 141(!) Tore.
Eintracht-Legenden unter sich: Andy Möller (links) und Bernd Nickel auf einer Gala
Bis heute hat kein deutscher Mittelfeldspieler mehr Bundesliga-Tore erzielt als Bernd Nickel. Doch nicht so sehr die Menge an Toren haben Nickel berühmt gemacht, sondern seine erstaunliche Fähigkeiten, Eckbälle direkt in Tore zu verwandeln. Schon von zartem Jugendalter an trainierte Nickel diese Kunstschüsse.
"Solche Ecken mit Vollspann, das traut sich ja heute kaum noch einer", sagte Nickel, als er einmal nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt wurde. "Denn es ist ein gewisses Risiko dabei, dass der Ball vorher ins Aus geht oder ans Außennetz. Ist mir auch oft genug passiert. Aber solches Risiko kannst du nur gehen, wenn du schon eine gewisse Stellung in der Mannschaft hast, so dass die Mitspieler nicht gleich meckern, wenn es mal schiefgeht. Aber so ein Ball geht halt auch mal rein, wie damals gegen Sepp Maier." (Quelle: sportsupreme.de)
Gegen Maier war es übrigens Nickels Premiere von der Ecke aus. Am 22. November 1975 traf er beim 6:0-Kantersieg der Frankfurter auf diese Weise zum Endstand. Viereinhalb Jahre später, am 19. April 1980, war es wieder soweit. Gegner war diesmal der 1.FC Kaiserslautern. Wieder traf Nickel von der Eckfahne aus direkt ins Tor - diesmal zur 1:0-Führung. Am Ende gewannen jedoch die Roten Teufel noch mit 5:3.
Gut eineinhalb Jahre später wurde dann der SV Werder Bremen zum Opfer eines Nickel-Geschosses. Erneut eröffnete der schussstarke Mittelfeldspieler den Torreigen. Am Ende wurde es eine fürchterliche 9:2-Klatsche für die Bremer. Und schließlich der 15. Mai 1982. Beim Spiel gegen die Düsseldorfer Fortuna erzielte Nickel den 4:0-Endstand.
Vier Tore per Eckstoß - und das von allen vier Ecken des damaligen Frankfurter Waldstadions aus.
Auswärts klappte es nie!
Fast genauso kurios: In der Fremde wollte Nickel ein Olympisches Tor einfach nicht gelingen. Obwohl er es immer wieder versuchte. Wie z.B. bei einem Gastspiel im Gelsenkirchener Parkstadion.
Nickel erinnert sich: "Es gab Eckball, ich gehe hin, schlage ihn rein, Vollspann natürlich. Vorne stand auf Schalker Seite Branko Oblak. Die erste Ecke, er köpft sie raus. Die zweite Ecke, wieder köpft er sie, die dritte Ecke, erneut treffe ich den Oblak. Da hat er mit den Vogel gezeigt. Ich habe dann zu dem Fotografen gesagt: 'Ich schieße jetzt bis Viertel nach fünf.' Aber beim vierten Mal kam Oblak nicht mehr dran, dafür unser Bernd Hölzenbein - und der hat ihn reingemacht."