Bentaleb kritisiert S04-Führung - Abschied im Winter wahrscheinlich

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Im Sommer 2017 wechselte Nabil Bentaleb für rund 19 Millionen Euro von Tottenham Hotspur zum ​FC Schalke 04. Rückblickend und insgesamt betrachtet wohl ein Fehleinkauf, gemessen an der für S04-Verhältnisse stolzen Ablösesumme. Nachdem er mehrfach suspendiert und mittlerweile zur U23 geschickt wurde, kritisierte der Algerier nun die Vereinsführung.

Seine Situation auf Schalke sei "momentan etwas kompliziert", erklärte Bentaleb im Interview mit Onze Mondial (via Transfermarkt). Aktuelle stelle sich die Lage so dar: "Konkret wollen sie nicht, dass ich mit der Gruppe [Anm.: Profi-Mannschaft] trainiere. Sie wollen nicht, dass ich in irgendeiner Form mit der Gruppe verbunden bin." Mit "sie" meine er nur das Management, und nicht den Trainer, wie er hinzufügte. 

Bentalebs Situation beim S04 "etwas kompliziert" - Kritik trifft vor allem Jochen Schneider

"Etwas kompliziert" trifft es wohl ganz gut. Die letzten etwas mehr als zwei Jahre Bentalebs auf Schalke sind schnell erzählt: Als großes Talent gekommen, im ersten Jahr durch oft starke Leistungen seinen Anteil an der Vizemeisterschaft gehabt. Aber schon während dieser Saison, sowie auch in der nächsten, gab es immer wieder Auffälligkeiten und Ärger aufgrund disziplinarischer Vergehen. ​Er sei ein Egoist, konnte man immer wieder vernehmen. Durch die zweifache Suspendierung seitens Huub Stevens (im Abstiegskampf der letzten Rückrunde) schien das Band endgültig durchschnitten zu sein. 

"Im Prinzip warte ich auf einen Ausweg", so Bentaleb weiter. Er habe "seinen Willen und seinen guten Glauben gezeigt", und nachdem er in der zweiten Mannschaft weiter arbeitete, habe er vom Trainer und den dort Verantwortlichen nur positive Rückmeldungen erhalten. Der 25-Jährige soll sich dort fit halten. Er trainiert nicht nur mit der U23, sondern lief zuletzt schon in zwei Spielen für sie auf. Ein Abschied im kommenden Winter soll verschiedenen Berichten nach noch immer das Ziel sein. Als man im Sommer vor der neuen Saison stand, habe er sich angeblich Hoffnungen auf einen Neustart gemacht: "Ende der letzten Saison sagte mir der Sportliche Leiter, dass wir dieses Jahr mit einem neuen Trainer eine neue Basis hätten. Ich habe wirklich an dieses Projekt geglaubt."

Auch unter Domenico Tedesco soll es Probleme mit Nabil Bentaleb gegeben haben

Da Bentaleb in seiner Kritik, nicht wieder zu den Profis zu dürfen, David Wagner als Trainer außen vor lässt, kann man darauf schließen, dass dieser Antrieb primär von ​Sportvorstand Jochen Schneider (und Teamdirektor Sascha Riether) kommt. Das würde auch Sinn ergeben, denn die beiden haben den Mittelfeldspieler bereits in der letzten Saison selbst erlebt und sein Verhalten sowie die Suspendierungen selbst einschätzen können - demnach scheint es das Ziel zu sein, Ruhe im Team zu haben und dies auch nicht zu riskieren. "Als ich zurückkam [Anm.: nach der Verletzung], wurde mir gesagt, ich solle nach Hause gehen und einen neuen Klub finden. Das habe ich versucht, mich dann aber wieder verletzt. Dadurch wurde es noch schwieriger."

Bentaleb bleibt "ruhig und gelassen" - Suche nach einem neuen Klub läuft

Im Sommer schien ​Werder Bremen ein konkretes Interesse zu zeigen. Doch die angesprochenen Verletzungen haben, neben dem leichten Zweifel über die Personalie, einen Transfer verhindert. Ungeachtet der "schwierigen Zeit" sei er jedoch weiterhin "ruhig und gelassen". Dass durch die letzten zwei Jahre ein in der Öffentlichkeit schlechtes Image entstanden ist, gefällt Bentaleb gar nicht: "Das Bild, das die Medien vermitteln, ist nicht unbedingt das, was ich im wirklichen Leben verkörpere. Mein Fehler war ein Mangel an Kommunikation." Dennoch muss man festhalten, dass er bei verschiedenen Trainern, in unterschiedlichen Situationen der Mannschaft (Vizemeistersaison und Abstiegskampf), häufig Ärger hatte und mehrere Chancen bekam. Nach Zufall sieht dies dann doch eher weniger aus. 

Abschließend erklärte er noch, dass er sich weiterhin nach einem neuen Verein umsehen würde. Ausschließen würde er im Fußball jedoch nichts. "Im Fußball weiß man nie. [...] Schalke ist ein großer Verein, respektabel, den ich wirklich schätze, mit fantastischen Fans", fand er noch Lob. Trotz der komplizierten Situation werde er dem Verein und dem Umfeld "immer dankbar sein".