Die einflussreichsten Präsidenten der Fußball-Historie

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Sie sind die Gesichter ihrer Klubs. Manche fungieren gefühlt seit Jahrzehnten als Präsident, andere halten sich gerade mal ein paar Jahre. Ihre Namen stehen für Macht im Fußball, für noch mehr Geld und - bisweilen - auch für Erfolg. Wir haben einige der wichtigsten Präsidenten im internationalen Fußball-Panorama zusammengestellt.


Florentino Pérez (​Real Madrid)

Über allen thront natürlich der Chef der Königlichen. ​Florentino Pérez, oder Floren, wie er von Teilen der spanischen Presse beinahe liebevoll genannt wird. Sein Weg begann, wie so oft, mit einer Niederlage. Bei seiner ersten Kandidatur für das Präsidentenamt unterlag der Bauunternehmer (ACS) 1995 dem Gegenkandidaten Ramón Mendoza mit 700 Stimmen. 

Doch davon lässt sich ein Mann wie Pérez nicht aufhalten. Fünf Jahre später stellte sich der gebürtige Madrilene erneut zur Wahl - und gewann. Nicht zuletzt aufgrund seiner "galaktischen" Versprechungen, die er dann, nach erfolgreichem Wahlgang, auch eins zu eins umsetzte: Figo kam, Zidane kam, Beckham kam. 

Zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Personal bildeten die "Galaktischen" zu Beginn des Jahrtausends eines der spektakulärsten Teams der Fußball-Geschichte. Und in jedem folgenden Jahr kam noch ein "Galaktischer" hinzu. Ronaldo (der Brasilianer), Michael Owen, Robinho. Dass einige dieser Spieler mehr Schein als Sein darstellten, sei an dieser Stelle mal beiseite gelassen. Der Champions-League-Titel von 2002 (nach den vorherigen von 1998 und 2000) schien eine große Epoche einzuläuten, stellte im Rückblick aber mehr eine Götterdämmerung dar. 

Und so wurde Pérez im Jahr 2006, nach einer damals schon vier Jahre währenden Dürrezeit was Champions-League-Titel anbetrifft, quasi vom Hof gejagt - nur um drei Jahre später eine Art "Galácticos 2.0" ins Leben zu rufen: wieder kam das Beste und Teuerste aus ganz Europa ins Bernabéu-Stadion: CR7, Kaká und Benzema. 

Und wieder stellte sich der Erfolg, mit etwas Verspätung, ein. Die Königsklassen-Titel Nr. 10, 11, 12 und 13 zwischen 2014 und 2018 bestätigen Pérez in seinem Handeln. Aktuell ist seine Position so unangreifbar wie im Fußball eine Stellung unangreifbar sein kann. Doch zwei, drei schlechte Jahre können auch (oder gerade!) in Madrid schnell zu einem Stimmungsumschwung führen. 


Uli Hoeneß (​FC Bayern München)

Vom Typus und vom Werdegang her eine ganz andere Kategorie Mensch stellt ​Uli Hoeneß dar. Der langjährige Spieler und Manager des FC Bayern wurde 2009 zum Präsidenten des deutschen Rekordmeisters. 

Unter seiner Ägide wurde der FC Bayern zu dem, was er heute ist: einer der finanzstärksten und gesündesten Vereine im internationalen Fußball. Und ein erfolgreicher. Als Dauermeister in der heimischen Liga, konnte 2013 endlich der fünfte Erfolg in der Königsklasse gefeiert werden. 

Seit letzter Woche ist Hoeneß nun ins zweite Glied bei den Münchenern zurückgetreten, und wird den Verein nunmehr als Mitglied des Aufsichtsrates begleiten. 


Silvio Berlusconi (AC Mailand)

Als Hoeneß noch Manager bei den Bayern war, war ​Silvio Berlusconi schon Präsident des AC Mailand. Der Legende nach soll er hauptverantwortlich für die Verpflichtung eines damals völlig unbekannten Trainer-Nobodys gewesen sein. 

Arrigo Sacchi hatte mit seinem Klub AC Parma, der zu dieser Zeit in den Niederungen der Serie B (zweite italienische Liga) dümpelte, in der Saison 1986/87 den großen AC Milan aus dem italienischen Pokal geworfen. Mit der Folge, dass ihn Berlusconi prompt für "seinen" AC anheuerte. 

Mit Sacchi und seiner Idee vom Fußball revolutionierte der AC Mailand fortan den europäischen Fußball. Natürlich nahm man (sprich: Berlusconi) auch Geld dafür in die Hand. Das hatte Berlusconi bis dahin nämlich schon zur Genüge verdient. Immobilien, Fernsehen, Presse: kaum ein Geschäftszweig, in dem der gebürtige Milanese nicht seine Finger im Spiel hatte. 

Und so holte er denn auch nur das Beste vom Besten nach Milanello (dem Trainingszentrum der Rossoneri): Ruud Gullit, Frank Rijkaard und Marco van Basten, das holländische Triumvirat machte den Anfang. Später kamen noch Spieler wie Dejan Savicevic, Marcel Desailly, Zvonimir Boban oder der große Georg Weah. 

Und alle steuerten sie ihr Körnchen zur Wiedergeburt des Traditionsklubs bei. Doch Berlusconi verstrickte sich immer mehr in politischen Ränkespielen und Skandalen (Bunga-Bunga). Der "Cavaliere" war insgesamt viermal italienischer Ministerpräsident (zwischen 1994-95, 2001-2005, 2005-06, 2008-2011). Vielleicht ist es kein Zufall, dass der sportliche Abstieg des AC Mailand fast zeitgleich mit dem Beginn der politischen Karriere Berlusconis einherging. Ein Spielzeug, wie kostspielig es auch sein mag, will halt gepflegt werden. 


Jesús Gil y Gil (Atlético Madrid) 

Ein anderer großer Name unter den Vereinspräsidenten der letzten Jahrzehnte war sicherlich auch Jesús Gil y Gil, der sagenumwobene Präsident von Atlético Madrid. 

Skrupelloser Baulöwe (eines seiner Projekte krachte Ende der Sechziger bei der feierlichen Einweihung in sich zusammen und begrub 58 Menschen unter sich), egozentrischer Megalomane, der gerne mal mit Krokodilen durch die Straßen flanierte und schillernder Lokalpolitiker (Bürgermeister von Marbella), war Jesús Gil y Gil zeit seines Lebens ein streitbarer Mann. 

Ich selbst habe noch die Fernsehbilder von 1996 vor Augen, als er seinem Amtskollegen José Maria Caneda (SD Compostela) vor laufenden Kameras einen Kinnhaken versetzte. Ironie des Schicksals: erst kurze Zeit zuvor hatte sich derselbe Gil über einen ähnlichen Zwischenfall zwischen dem bulgarischen Spieler Lubo Penev vom FC Valencia und dessen Präsidenten Francisco Roig echauffiert und angemahnt, dass die Führungspersonen von Vereinen "mit gutem Beispiel vorangehen" sollten. 

Insgesamt stand Jesús Gil y Gil, der 2004 verstarb, Atlético Madrid über 16 Jahre als Präsident vor. Heute leitet sein Sohn Miguel Angel den Verein. 


Jean-Michel Aulas (Olympique Lyon)

Nicht ganz so im Rampenlicht wie seine Kollegen aus Madrid oder München, aber immerhin schon seit über 30 Jahren am Ruder seines Klubs, ist Jean-Michel Aulas - das lebende Beispiel, dass man auch ohne großes Getöse einen großen Klub erfolgreich führen kann. 

Seit 1987 schwingt Aulas bei Olympique Lyon das Zepter, und hat den Klub seitdem kontinuierlich in die europäische Spitze geführt. Zwar fehlen immer noch europäische Titel (nationale hat "OL" mit seinerzeit sieben (!) Meisterschaften in Folge schon zur Genüge gewonnen), doch ist Olympique Lyon aktuell einer der gesündesten Vereine in ganz Europa. 

Nach dem Erscheinen von Paris St.Germain auf der Fußball-Landkarte Europas haben sich die Kräfteverhältnisse in Frankreich jedoch klar zu Ungunsten der Lyonnais entwickelt.