Borussia Dortmund: Ein erstes Zwischenzeugnis der BVB-Neuzugänge

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Nach den zahlreichen Transfers im Vorjahr legte Borussia Dortmund in diesem Sommer noch einmal nach. Fünf Spieler verpflichtete der Vizemeister, um dem FC Bayern wieder ein Stück näher zu kommen. Nach dem siebten Spieltag belegt die Mannschaft nur den achten Tabellenplatz, spielte in der Bundesliga dreimal in Serie nur 2:2. Ob damit auch die Neuzugänge zu tun haben, wird im folgenden Zwischenfazit erörtert.


Mats Hummels

Es war der wohl schillerndste Transfer dieses Sommers, und gleichzeitig auch der teuerste der Vereinsgeschichte. Für 30,5 Millionen Euro kehrte Mats Hummels nach drei Jahren beim FC Bayern zum BVB zurück, aufgrund von Bonuszahlungen kann die Ablösesumme auf bis zu 38 Millionen Euro ansteigen.

Der 30-Jährige erhielt sofort einen Stammplatz, ist zudem dritter Kapitän. Mit seiner geballten Erfahrung soll er nicht nur die Spieleröffnung bestimmen, sondern auch die Defensive stabilisieren. Doch auch mit Hummels taten sich die Dortmunder bei gegnerischen Standards schwer und leisteten sich zahlreiche Fehler.

Individuell absolvierte Hummels gegen Bayer Leverkusen und dem FC Barcelona seine besten Spiele. Hätte Joachim Löw ihm nicht die Tür verschlossen, wäre er derzeit bei der deutschen Nationalmannschaft. Hummels zeigt bereits seit der vergangenen Rückrunde, dass er noch immer zu den besten Innenverteidigern Europas gehört. Neben dem wackeligen Manuel Akanji wirkt er deutlich souveräner.

Note: 2+


Thorgan Hazard

In diesem Jahr wollte Thorgan Hazard endlich den nächsten Schritt machen. Der Belgier wurde für 25,5 Millionen Euro von Borussia Mönchengladbach verpflichtet, absolvierte fünf Bundesligaspiele von Anfang an und lieferte in sechs Spielen vier Assists. 

Auf dem linken Flügel ist Hazard bemüht, immer wieder vermag er sich gegen seine Gegenspieler auch durchzusetzen, von seiner Bestform ist er allerdings noch ein gutes Stück entfernt. In den vergangenen beiden Spielzeiten blühte der 26-Jährige besonders in der Hinrunde auf, erzielte für Gladbach in dieser Periode insgesamt 15 Tore. In diesem Kalenderjahr konnte er aber erst einen Treffer verbuchen: Am 11. Mai erzielte er das dritte Tor beim 4:0-Sieg über den 1. FC Nürnberg.

​Wenn Hazard seine Form aus den vergangenen Hinrunden erreicht, kann er eine echte Waffe werden. Noch ist davon keine Spur.

Note: 3


Nico Schulz

Die Antwort auf Dortmunds Probleme auf dem Linksverteidiger-Posten sollte Nico Schulz heißen. Wie Thorgan Hazard wechselte er für 25,5 Millionen Euro zum BVB, kam allerdings von 1899 Hoffenheim.

Unter Julian Nagelsmann entwickelte sich der gebürtige Berliner binnen zwei Jahren zum Nationalspieler, sein Start in Dortmund verlief aber holprig. In vier Pflichtspielen begann er von Anfang an, beim 3:1-Sieg gegen den 1. FC Köln wurde er nach gut einer Stunde für Achraf Hakimi ausgewechselt, gegen Union Berlin blieb er eine Woche später über 90 Minuten auf der Bank. 

Von der üblichen Offensivwucht war wenig zu sehen, zu allem Überfluss verletzte er sich bei der Länderspielpause im September am Fuß. Seither fällt Schulz flach, Favre setzt aktuell auf Hakimi und Raphael Guerreiro. Beide haben vorerst die Nase vorn, nach seiner Rückkehr wird sich Schulz herankämpfen müssen. Einfach wird es für ihn nicht.

Note: 4


Julian Brandt

Als größter Coup des Sommers galt Julian Brandt. Der 28-fache Nationalspieler wurde aufgrund seiner Ausstiegsklausel bei Bayer Leverkusen als 25-Millionen-Euro-Schnäppchen gefeiert, Lucien Favre sah in ihm bislang aber kaum einen wirklichen Mehrwert.

Der Schweizer vertraut weiterhin auf sein 4-2-3-1 System, in dem die Rollen klar verteilt sind: Auf den Außenbahnen beginnen Hazard (zuletzt alternativ Hakimi) und Jadon Sancho, Marco Reus ist auf der Zehn gesetzt, Paco Alcácer im Sturm. Erst zweimal durfte sich Brandt in der Bundesliga von Anfang an beweisen, seine bis dato beste Leistung stammt aus dem Champions-League-Spiel bei Slavia Prag, als er beide Tore von Hakimi vorbereitete.

Auch bei seinen Einwechslungen ist Brandt gefährlich, kreiert mit guten Einzelaktionen immer wieder Chancen. Wenn Favre den Mut besitzt, sein System noch mehr Wucht in der Offensive zu verleihen und Brandt infolge dessen zum Stammspieler macht, kann er ein Schlüsselspieler werden. Noch ist er aber eher Bankdrücker und Joker, erledigt seinen Job aber gut.

Note: 3+


Mateu Morey

Langfristig soll sich Mateu Morey auf der rechten Abwehrseite etablieren, der 19-jährige Neuzugang des FC Barcelona erhält allerdings erst einmal die nötige Zeit, um sich in seiner neuen Umgebung zu akklimatisieren. Die Verletzung an der Schulter hat ihn zusätzlich zurückgeworfen, nichtsdestotrotz lassen die Weitsicht des Transfers eine Bewertung zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu.

Note: - 


Fazit

Haben die Sommer-Neuzugänge den BVB verstärkt? Stand jetzt lässt sich sagen: Eher auf dem Papier als auf dem Platz. Gute individuelle Leistungen von Mats Hummels und Julian Brandt täuschen nicht darüber hinweg, dass Mannschaft und Trainer an vielen Stellschrauben drehen müssen.

Da Lucien Favre an seinem grundlegenden Ansatz festhält, ist es schwer, den Mehrwert von Julian Brandt einzuordnen. Nico Schulz wurde von seiner Verletzung unglücklicherweise zurückgeworfen, hat davor aber nur solide Leistungen abgeliefert. Thorgan Hazard ist ebenso wie Manuel Akanji oder Marco Reus noch längst nicht in Topform. Auch mit Mats Hummels bleiben die bekannten Defensivprobleme bestehen, wenngleich der Innenverteidiger am ehesten wie eine Verstärkung wirkt. 

In der Theorie klingen die Transfers sinnvoll, allerdings kann das erste Zwischenfazit aufgrund der oben genannten Umstände nicht viel positiver ausfallen. Noch zeichnet sich nicht ab, wie gut die Neuen wirklich sind und auch zum BVB passen. Gesamtnote: 3