HSV-Neuzugang Lukas Hinterseer: Jedes Jahr ein bisschen besser

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​Nur sechs Mannschaften haben in der abgelaufenen Zweitligasaison weniger Tore erzielt als der ​HSV. Dieses Datum allein beschreibt schon, wo den Klub der Schuh drückt. Mit ​Lukas Hinterseer (28) hat man jetzt den ersten Neuzugang für den Sturm verpflichtet. Weitere werden folgen müssen.

Was haben der MSV Duisburg, der 1. FC Magdeburg, der FC Ingolstadt, Erzgebirge Aue, Greuther Fürth und Dynamo Dresden gemeinsam? Allesamt haben sie noch weniger Tore erzielt als der HSV. Verheerend für ein Team mit Aufstiegsambitionen.

Damit dies in der kommenden Spielzeit besser wird, wurde am Freitag endlich der erste Neuzugang für den Sturm vorgestellt. Nach langen Verhandlungen gab der 28-jährige Lukas Hinterseer dem HSV endlich das Ja-Wort, schlug damit auch lukrativere Angebote, vor allem aus der Premier League, aus. 

Die Wertschätzung, die er seinem neuen Arbeitgeber entgegenbringt, wird schon aus seinem Statement unmittelbar nach Verkündung des Transfers ersichtlich: "Ich habe mich aus voller Überzeugung für den Schritt zum HSV entschieden. Für mich ist es etwas Besonderes, für diesen Club zu spielen, und ich freue mich schon jetzt auf die neue Saison." (Mopo)
Da dürfte es ihm wie den meisten HSV-Fans gehen, die nach dieser alptraumhaften Rückrunde nur noch vergessen und den Blick - mal wieder - in eine (hoffentlich) bessere Zukunft richten wollen.

Abschied von Lasogga, Ankunft von Hinterseer

Hinterseers Ankunft verläuft fast zeitgleich zum Abschied von Pierre-Michel Lasogga (27). Mit dessen Namen wird man später einmal den Anfang des Verfalls des einstigen Dinos verbinden. Zwar war er der Retter im Juni 2014 (mit seinem Tor in der Relegation in Fürth), und auch 2017 erzielte er ein wichtiges Tor (auf Schalke), das dem HSV am Ende die Vermeidung der Relegation bescherte, doch ein Jahr später war der Klub zum ersten Mal abgestiegen. In der Abstiegssaison weilte "PLM" zwar einige hundert Kilometer weiter westlich im nordenglischen Leeds, um (ebenfalls zweitklassig) Erfahrungen in der Football League Championship zu sammeln, doch für das kollektive Gedächtnis bezüglich der Gesamteinschätzung seiner Jahre in Hamburg ist dieser Fakt irrelevant. 

Für seine Dienste bezahlte der HSV, sicherlich auch unter den Eindrücken der vorhergegangenen Saison, in der sich die Hertha-Leihgabe Lasogga mit insgesamt dreizehn Ligatoren und dem eminent wichtigen Tor bei den "Kleeblättern" zum Retter des HSV aufschwang, satte 8,5 Millionen Euro. 

Zum Vergleich: Hinterseer kommt zum Null-Tarif, da sein Vertrag in Bochum in diesem Sommer auslief. Und auch in puncto Gehalt stehen Welten zwischen beiden Angreifern: während die damals schon berühmt-berüchtigte Beraterin Lasoggas, seine Mutter, für ihren Sohn ein fürstliches Gehalt von 3,5 Millionen Euro pro Jahr aushandelte, wird der Österreicher nicht mal auf die Hälfte dieses Betrages kommen. Damit ist auch gleichzeitig die Gefahr gebannt, dass überzogene Erwartungen an den Angreifer entstehen. 

In den letzten Jahren stetig verbessert

In der Personalie Lukas Hinterseer weiß man eigentlich jetzt schon, was man bekommt. Und das sieht vor allem mit Blick auf die vergangenen zwei, drei Spielzeiten mehr als ordentlich aus. In der Spielzeit 2016/17, Hinterseers bisher letzter Bundesligasaison, schoss er - noch in Diensten des FC Ingolstadt -  in 28 Spielen gerade mal 3 Tore und bereitete eines vor. Mit dem VfL Bochum sah die Bilanz in der folgenden (unterklassigen) Saison schon erheblich besser aus: in 31 Spielen netzte Hinterseer nun bereits 14 mal ein und leistete drei Vorarbeiten. Und wiederum eine Spielzeit später konnte der Angreifer, bei gleicher Anzahl von Spielen, diese Werte abermals verbessern: ​mit 18 Toren und neun Vorlagen schwang sich Hinterseer in dieser just beendeten Spielzeit zum drittbesten Scorer der Liga (hinter Simon Terodde und Fabian Klos) auf. 

Mit kleinen, aber stetigen Schritten ist Hinterseer also in den vergangenen Jahren immer besser geworden. Dazu ist er mit 28 Jahren nach allgemeiner Empfindung im besten Fußballeralter. Spielerisch wird er sich von seinem Vorgänger im Volkspark deutlich unterscheiden. Hinterseer partizipiert mehr mit der Mannschaft, ist keiner der überwiegend auf Vorlagen wartet. Zudem ist er technisch besser einzuschätzen als Lasogga. 

In Bezug auf die Körperlichkeit wiederum nehmen sich beide nicht viel: Hinterseer ist mit 1,91 sogar noch ein Stückchen größer als Lasogga (1,89), kommt aber insgesamt filigraner, leichtfüßiger in den Bewegungen daher. Insgesamt macht dieser Transfer für den HSV durchaus Sinn. Dennoch kann Hinterseer auch nur ein Anfang sein. 

Noch mehr Stürmer werden kommen

Neben Lasogga haben schließlich auch Jann-Fiete Arp (19) und Hee-Chan Hwang (23) ihre Zelte in Hamburg abgebrochen. Manuel Wintzheimer (20), der im Schlussdrittel der Saison mit drei Toren in sechs Spielen nochmal nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat, will seine Zukunft von dem neuen Trainer abhängig machen. Auf den neu verpflichteten Sportdirektor Jonas Boldt (37) kommt also in den nächsten Tagen und Wochen eine Menge Arbeit zu. Für die Verpflichtung Lukas Hinterseers ist er freilich nicht verantwortlich. Doch einen Angreifer dieses Kalibers schon jetzt an Bord zu wissen, dürfte auch ihn beruhigen.