Vagnoman-Berater stichelt gegen den HSV
Von Guido Müller
Die Zeit zwischen zwei Saisons, also die, die für den HSV am gestrigen Montag begonnen hat, ist in den letzten Jahren immer mehr auch die Zeit der Berater geworden. Von diesem Menschenschlag gibt es ehrbare, weniger ehrbare, nervige, hart am Rande der Legalität arbeitende, still auftretende und laut durch die Gegend rufende. Einer von ihnen, mit zwei aktuellen HSV-Profis in seinem Portfolio, hat jetzt mal wieder gezeigt, warum man sie in der Branche meistens nicht so mag.
Als Berater eines Spielers willst du natürlich das Beste für deinen Klienten herausholen. Ganz klar. Das ist bei anderen, artverwandten Berufen (Anwalt) nicht anders. Problematisch wird es, wenn Realitäten verkannt werden und träumerisches Wunschdenken zum Paradigma allen Handelns erhoben wird.
Bariz Soofizadeh scheint in diese Kategorie zu passen. Soofizadeh vertritt die beiden HSV-Spieler Josha Vagnoman und Jonas David. Vagnoman kam in dieser Spielzeit auf insgesamt elf Einsätze bei den Profis, konnte dabei kein Tor erzielen und keines vorbereiten. Das ist als Linksverteidiger auch nicht seine Aufgabe. Aber Josha Vagnoman hat auch im defensiven Bereich noch einige Defizite aufzuweisen. Schonungslos aufgedeckt wurden diese vor allem im letzten Drittel der Saison, als er zu immer mehr Spielpraxis kam. Kein Problem, sagt man sich beim HSV - ist ja auch erst achtzehn Jahre alt, und als langfristiges Projekt gedacht.
Jonas David (19) wiederum hat insgesamt nur 45 Minuten Zweitligaluft schnuppern dürfen (verteilt auf zwei Spiele). Aber auch hier ist man beim HSV weit davon entfernt, unruhig zu werden und den Spieler mit unrealistischen Anforderungen zu überfrachten. Perspektivisch rechnet man mit diesen Spielern in den kommenden Jahren durchaus im Volkspark.
Angesichts der erwähnten und noch recht schmalbrüstigen Leistungsdaten, und eingedenk der Tatsache, dass sie langfristig beim HSV aufgebaut werden sollen, ist es deshalb mehr als verwunderlich, wenn ihr Berater Bariz Soofizadeh mit Sätzen wie diesem um die Ecke kommt: "Der HSV hat durch Fehlentscheidungen im Management meine Jungs und mein Herz verbrannt." (via Hamburger Abendblatt).
Abgesehen von der pseudo-lyrischen Schwülstigkeit, ist dieser Satz im Grunde genommen eine Non-Aussage, so überflüssig wie ein Kropf - und - gelinde gesagt - eine die Megalomanie streifende Frechheit. Was erlauben Soofizadeh?
Dass der HSV in den letzten Jahren wahrscheinlich nicht immer alles richtig gemacht hat, weiß sogar Tante Erna aus dem fünften Stock (die sich für Fußball herzlich wenig interessiert). Für diesen Erkenntnisgewinn hätte es keiner weinerlichen Analyse eines selbsternannten Experten und Geld-aus-der-Tasche-Ziehers bedurft. Was also hat den Mann dazu gebracht? Nun, Bariz Soofizadeh firmiert als Inhaber der Fußball-Agentur FTC ("Football Transfer Company"). Und deren Leiter ist Dr. Dieter Gudel, der den HSV Ende 2018 im Streit verließ. Bis dahin hatte Gudel als Leiter der Nachwuchsleistungszentrums beim HSV gearbeitet. Ein Schelm, der böses dabei denkt.
Welche konkreten Fehlentscheidungen er dem HSV vorwirft, wurde nicht deutlich. Wahrscheinlich sieht er in seinen beiden Schützlingen zwei kommende Weltfußballer und will mit derartigen Aktionen entsprechenden Druck auf den Verein ausüben. Wenn sich diese Taktik mal nicht als Boomerang erweist: immerhin haben bereits zwei andere HSV-Youngster (Stefan Ambrosius und Aaron Opoku) der Agentur "FTC" bereits den Rücken gekehrt.