Als "Baby Face" zum Killer wurde...

facebooktwitterreddit

​Wenn ​ManUnited-Trainer Gunnar Ole Solskjaer (46) heute Abend den Rasen des altehrwürdigen Nou Camp zu Barcelona betritt, wird es für ihn wie eine Zeitreise sein. Eine Reise zwanzig Jahre zurück. Zurück in jene Nacht des 26. Mai 1999, als ein Spiel innerhalb von nur 102 Sekunden vollständig drehte und in einen der spektakulärsten Schlussakkorde der Fußballgeschichte mündete. 

Er selbst stand nicht viel länger auf dem Rasen. Erst in der 81. Minute war er eingewechselt worden. Da stand es schon seit über 75 Minuten 1:0 für die Bayern. Die auch während der restlichen Spielzeit genug Chancen hatten, das Spiel vorzeitig zu entscheiden. Scholl, Jancker, Effenberg - sie alle zusammen hätten schon auf 2:0, eher noch 3:0 schalten können. Wenn nicht müssen. 

Doch selbst in den Schlussminuten, nunmehr mit Solskjaer ("The baby-faced assassin") und Teddy Sheringham auf dem Feld, fiel ManU nicht viel ein. Mehr pflichtbewusst denn wirklich zielführend berannten sie das Bayern-Tor, doch irgendwie schien die Messe gelesen. 

Doch auch Ecken gehören zu diesem Spiel. Und tatsächlich - zwei von ihnen, geschlagen von David Beckham, fanden binnen 102 Sekunden ihre Abnehmer im dicht bevölkerten Strafraum des deutschen Meisters. Ein nicht mehr für möglich gehaltenes Comeback der "Red Devils". Oder: "Die Mutter aller Niederlagen", wie zehn Jahre später das Fußball-Magazin 11freunde titeln sollte.

Auch heute Abend sind wieder Tugenden wie Kampf und nie versiegender Optimismus gefragt. Zwei Tore müssen die Roten Teufel heute erzielen. Oder zumindest eines, um überhaupt die Verlängerung zu erreichen. Solskjaer wird aus eigenem Erfahrungsschatz schöpfen können, wenn er seine Mannen heute Abend in der Kabine heiß macht. Er wird ihnen Zuversicht zusprechen, und sich bemühen, ihnen den selben Glauben einzuimpfen, mit dem er und seine damaligen Kollegen bereits einmal, an gleicher Stätte, ein eigentlich verlorenes Spiel doch noch gewannen.