Boateng über Rassismus im Fußball: "Lage hat sich verschlechtert"

facebooktwitterreddit

Nach dem ​erneuten Rassismus-Vorfall in der italienischen ​Serie A meldete sich Kevin-Prince Boateng zu Wort, der einst selbst Opfer solcher Attacken geworden war. Seiner Meinung nach habe sich die Lage in den vergangenen Jahren noch verschlechtert.

Am vergangenen Mittwoch wurde Kalidou Koulibaly vom SSC Neapel beim Gastspiel bei Inter Mailand im San Siro mit Affengeräuschen und weiteren Schmähungen bedacht. Beschwerden von Carlo Ancelotti halfen dabei nichts, Stadiondurchsagen blieben erfolglos. "Vielleicht müssen wir das in die eigene Hand nehmen und beim nächsten Mal das Spiel selbst stoppen", sagte Neapels Trainer nach dem Spiel.

Kevin-Prince Boateng hat dies schon einmal vorgemacht. Als er 2013, in Diensten des AC Mailand, bei einem Testspiel gegen Pro Patria ebenfalls rassistisch beleidigt worden war, verließ er nach 26 Minuten das Spielfeld und ging in die Kabine. "Ich wurde damals von circa 50 Fans beleidigt, im San-Siro-Stadion waren es 10.000. Das ist Rassismus. Für einige Personen sind farbige Menschen Affen", sagte der 31-Jährige am Samstag der Mailänder Tageszeitung Corriere delle Serra.

In den Augen Boatengs, der im vergangenen Sommer in die Serie A zurückkehrte und für den US Sassuolo spielt, ist Rassismus im Fußball nach wie vor ein sehr großes Problem. "Ich habe nicht den Eindruck, dass Fortschritte gemacht worden sind. Die Lage hat sich in den letzten fünf Jahren noch mehr verschlechtert. Auch die Lage in Deutschland ist nicht sehr anders. Im Alltag habe ich nie diskriminierende Vorfälle erlebt, doch ich bin 1,90 Meter groß und wiege 90 Kilo. Vielleicht überlegt da einer vorher."

Zudem kritisierte er den italienischen Innenminister Matteo Salvini, der es als richtig empfand, die Partie zwischen Inter und Neapel wegen der rassistischen Beleidigungen nicht zu unterbrechen. "Das wäre auch für die Millionen Menschen, die das Spiel im Fernsehen gesehen haben, richtig gewesen." Salvini kündigte an, mit Personen aus allen Bereichen des Fußballs über Maßnahmen für den Kampf gegen Rassismus zu diskutieren.

"Was würde ich ihm sagen, wenn ich eingeladen wäre? Ich möchte nur, dass die Menschen verstehen, die Gefühle und den Schmerz kennen, wenn sie beleidigt werden", sagte Boateng. "Aber als Fußballverein, Liga und Institutionen muss jeder mehr tun. Ein Anti-Rassismus Banner und Werbung während der Champions League reichen nicht aus. Wir brauchen mehr Werbespots und eine Sensibilisierungskampagne, die in der Schule beginnt. Im Umkleideraum sprechen die Spieler miteinander. Wir müssen alle mutiger sein. Wir dürfen den Rassismus nicht ignorieren."