FC Bayern: Die Lehren der bisherigen Saison - und warum das Festhalten an Kovac richtig war

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Beim FC Bayern München haben sich die Wogen wieder etwas geglättet. Nach den jüngsten Erfolgen sitzt Cheftrainer Niko Kovac wieder deutlich fester im Sattel. Ende November deutete nach dem 3:3-Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf vieles auf eine Entlassung des 47-jährigen Übungsleiters hin. Die Verantwortlichen taten jedoch gut daran, am gebürtigen Berliner festzuhalten.

Im vergangenen Sommer trat Kovac in große Fußstapfen. In München übernahm der Ex-Profi den Trainerposten von Jupp Heynckes, der sich im Mai mit der Meisterschaft endgültig in den Ruhestand verabschiedet hatte. Kovac startete mit dem deutschen Rekordmeister verheißungsvoll in die Saison. Die ersten sieben Pflichtspiele unter der Regie des Heynckes-Nachfolgers entschieden die Bayern allesamt für sich.

Den ersten Rückschlag musste der amtierende Meister am fünften Spieltag hinnehmen. Gegen den ​FC Augsburg kam die Mannschaft von Kovac trotz Führung nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus. Das späte Gegentor durch die bayerischen Schwaben ging offenbar nicht spurlos an den Münchenern vorbei. In der Bundesliga folgten gegen ​Hertha BSC (0:2) und ​Borussia Mönchengladbach (0:3) zwei Niederlagen, ehe man sechsmal in Folge (fünf Siege, ein Unentschieden) ungeschlagen blieb.

Verletzte sich am ersten Spieltag schwer: Kingsley Coman

Wirklich überzeugen konnten die Roten dabei allerdings nicht, weshalb die Kritik an Kovac spürbar lauter wurde. Seine Mannschaft zeigte sich in der Defensive anfällig und kassierte meist einfache Gegentore. Im November machte sich auch der relativ kleine Kader negativ bemerkbar. Neben den langzeitverletzten Corentin Tolisso (Kreuzbandriss) und Kingsley Coman (Syndesmosebandriss) fielen auch Thiago (Außenbandriss Sprunggelenk) und James Rodriguez (Außenbandanriss Knie) aus.

Während Coman und Thiago sich mittlerweile wieder zurückgemeldet haben, werden James und Tolisso ihr Comeback erst 2019 feiern. Im neuen Jahr wird Kovac nicht nur dank der Rückkehrer mehr Alternativen zur Verfügung haben. ​Neuzugang Alphonso Davies ist ab Januar spielberechtigt. Die Verantwortlichen haben in den letzten Wochen wohl auch den Entschluss gefasst, dass der Kader breiter aufgestellt werden muss. Sportdirektor Hasan Salihamidzic stellte zuletzt den einen oder anderen Wintertransfers in Aussicht. 

Nach dem zwölften Spieltag war beim FC Bayern ein neuer Tiefpunkt erreicht. Vor heimischem Publikum mussten sich die Roten gegen Fortuna Düsseldorf mit einem 3:3-Unentschieden begnügen. Eine zwischenzeitliche 3:1-Führung reichte der Kovac-Elf nicht zum Sieg. Nach dem enttäuschenden Ergebnis gegen den Aufsteiger stellte Präsident Uli Hoeneß klar, dass es intern Gesprächsbedarf gibt. Nicht wenige haben mit der Entlassung von Kovac gerechnet. In den Medien wurden bereits einige potenzielle Nachfolger gehandelt. 

In dieser schwierigen sportlichen Situation wäre es jedoch ein großes Risiko gewesen, einen Trainerwechsel zu vollziehen. Der neue Übungsleiter hätte wohl eine gewisse Zeit benötigt, um den FC Bayern wieder in die Spur zu bringen. Die Verantwortlichen hielten letztendlich an Kovac fest, was sich im Nachhinein als richtige Entscheidung erwies. Der gebürtige Berliner brachte den deutschen Rekordmeister wieder auf Kurs, da er aus der Krise laut eigener Aussage die richtigen Schlüsse gezogen hat. 

Doppelsechs und Rotations-Stopp

Der FCB-Coach reduzierte die Rotation nicht nur auf ein Mindestmaß, sondern stellte auch sein System ​auf eine Doppelsechs um. "Ich habe der Mannschaft mitgeteilt, dass wir das nicht mehr in dieser Form machen werden, weil es nicht wirklich rund lief", erklärte der Ex-Bayern-Profi mit Blick auf seine zuvor praktizierte Rotation. Mit zwei Spielern im defensiven Mittelfeld stand der amtierende Meister deutlich stabiler. Zudem hatte seine Stammelf die Möglichkeit, sich besser einzuspielen. 

Beide Maßnahmen trugen sicherlich zur jüngsten Erfolgsserie (vier Siege, ein Unentschieden) bei. Der Rotations-Stopp bringt allerdings auch gewisse Risiken mit sich. Durch die hohe Belastung steigt bei den Stammspielern das Verletzungsrisiko. Nicht berücksichtigte Profis könnten zudem für Unruhe sorgen. Für Kovac gilt es in den nächsten Monaten, die richtige Mischung zu finden. 

Verlässt die Bayern am Saisonende: Arjen Robben

Die Verantwortlichen taten auch gut daran, frühzeitig eine Entscheidung über die Zukunft von Arjen Robben zu treffen. Der 34-Jährige ​verkündete beim Fanclub-Besuch am ersten Advent, dass er den deutschen Rekordmeister am Ende der Saison definitiv verlassen wird. Anders als in der letzten Saison, in der die Zukunft von Robben und Franck Ribéry fast bis zum Schluss ein großes Dauerthema war, herrscht nun zumindest beim Niederländer frühzeitig Klarheit.

Ob die Ära von Ribéry im kommenden Sommer ebenfalls zu Ende geht, wurde noch nicht offiziell bestätigt. Hoeneß und Salihamidzic haben aber bereits angedeutet, dass der 35-Jährige keinen neuen Vertrag erhält. Die Bayern haben damit ausreichend Zeit, um sich in den nächsten Monaten nach passenden Alternativen umzusehen. Die letzten Wochen haben allerdings auch gezeigt, dass der deutsche Rekordmeister mit Coman und Serge Gnabry bereits zwei junge und talentierte Spieler im Kader hat, die in die große Fußstapfen von Robbery treten können.