Transfergerücht: Niklas Stark zu Borussia Mönchengladbach - Eine Analyse

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Der Kölner Express berichtet, dass Trainer Dieter Hecking seinen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach verlängern möchte, im Gegenzug aber auch eine weitere Verstärkung des Kaders fordert, um die Ambitionen der Fohlen auf den Europapokal zu untermauern. Im Fokus soll dabei auch die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers stehen: Neben einer möglichen Rückholaktion des Dänen Andreas Christensen sei außerdem Niklas Stark von Hertha BSC ein ernsthafter Kandidat. Wie realistisch wäre dieser Transfer? 

1. Der sportliche Aspekt

Zum sportlichen Aspekt ist festzuhalten, dass der 23-jährige Niklas Stark absolut die Klasse hätte, Borussia Mönchengladbach zu verbessern. Die Fohlen verfügen mit Matthias Ginter und Nico Elvedi zwar über zwei gute, junge Innenverteidiger, hinter den beiden Stammspielern fehlt aber die nötige Tiefe auf der Position: 

Tony Jantschke konnte in den letzten Spielzeiten nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen und der 20-jährige Mamadou Doucouré fällt dauerhaft mit muskulären Verletzungen aus, weshalb das französische Talent zwei Jahre nach seinem Wechsel noch immer ohne Pflichtspieleinsatz für Gladbach ist. Das 18-jährige Eigengewächs Louis Beyer agierte derweil bei den Profis bisher nahezu ausschließlich als Außenverteidiger. 

Sportlich problematisch dürfte sein, dass sich der ehemalige U21-Nationalspieler Stark, sowie Nationalspieler Ginter und der Schweizer Nationalspieler Elvedi auf einem ähnlichen Leistungslevel befinden, aber in Heckings System für einen der drei jungen Innenverteidiger - wahrscheinlich Elvedi - kein Stammplatz in der Zentrale frei wäre. Der 22-jährige Schweizer kann allerdings auch sehr gut auf der Position des Rechtsverteidigers spielen.

2. Der finanzielle Aspekt

Niklas Stark besitzt noch einen langfristigen Vertrag bis 2022 bei Hertha BSC und wird von Transfermarkt.de mit einem Marktwert von 20 Millionen Euro eingeschätzt. Allerdings ist die Hertha trotz der positiven Entwicklung unter Pal Dardai ein Ausbildungsverein und würde mit Stark einen ordentlichen Transfergewinn erwirtschaften, da dieser vor drei Jahren für günstige drei Millionen Euro vom 1.FC Nürnberg kam. 

Außerdem hat die Hertha vor allem in der Defensive viele junge Talente im Kader und hätte mit dem 21-jährigen Jordan Torunarigha schon einen geeigneten Nachfolger für die Innenverteidigung parat.

Angesichts des langfristigen Vertrages und des hohen Marktwertes würde Niklas Stark für  bundesliga-interne Verhältnisse zu einem teuren Transfer werden. Allerdings wird Stark zum Ende der laufenden Saison bereits 24 Jahre alt sein und ist kein Nationalspieler. In Anbetracht der Gladbacher Transfers in den letzten drei Jahren (Alassane Pléa für 23 Millionen, Matthias Ginter für 17 Millionen und Christoph Kramer für 15 Millionen Euro) wäre ein Transfer von Stark bei einem eigenen großen Abgang finanziell also machbar.

3. Die Spielerambitionen

Neben der Frage, ob sich die jeweiligen Klubs einig würden, ist auch entscheidend, ob der Spieler selbst in dem Wechsel eine sportliche Perspektive sieht. In den letzten Spielzeiten agierten Gladbach und Hertha auf einem ähnlichen Level: 

Hertha BSC landete in zwei der letzten drei Jahre unter den Top-7 der Liga und erreichte einmal die Europa League, war in den sechs Jahren davor aber eine Fahrstuhlmannschaft. Insgesamt ist in der Amtszeit von Trainer Pal Dardai seit 2015 eine sehr positive Entwicklung erkennbar.

Die Fohlen landeten in den vergangenen beiden Spielzeiten nur auf dem neunten Platz, standen davor in vier von fünf Jahren aber unter den Top-6 der Bundesliga und waren von 2012 bis 2016 regelmäßig im Europapokal vertreten. In dieser Saison spielen sowohl Gladbach, als auch die Hertha stark und stehen in den Top-6.

Niklas Stark wird am Ende der laufenden Saison 24 Jahre alt sein und sich angesichts des Alters von Mats Hummels und Jerome Boateng für die deutsche Nationalmannschaft empfehlen wollen - aktuell wartet Stark nämlich noch vergeblich auf eine Nominierung. Es ist deshalb auch denkbar, dass Stark den Anspruch hat, zu einem deutschen Champions-League-Teilnehmer oder ins Ausland zu wechseln. 

4. Die Entwicklungsperspektiven

Niklas Stark gehört mit 23 Jahren noch zu den jüngeren Spielern, hat aber dennoch bereits eine große Bundesliga-Erfahrung von 103 Spielen, hat gleichzeitig die besten Jahre seiner Karriere noch vor sich und Ambitionen auf einen Platz in der deutschen Nationalmannschaft. Finanziell wäre also zu erwarten, dass die Aussichten auf einen Transfergewinn bei einem Weiterverkauf groß sind, sollte Stark nach Mönchengladbach wechseln und dort regelmäßig spielen. Dies wäre dem Innenverteidiger trotz der Konkurrenz durch Ginter und Elvedi angesichts seines Talents und bisherigen Karriereverlaufs absolut zuzutrauen.

5. Die Verlässlichkeit der Quelle

Bei den Angaben des Kölner Express, handelt es sich nicht um ein Transfergerücht, bei dem von konkreten Verhandlungen oder Angeboten berichtet wird, sondern die Information, dass Borussia Mönchengladbach auf der Suche nach Verstärkungen in der Innenverteidigung ist und dabei auch Niklas Stark im Fokus sei. 

Angesichts der konstanten Leistungen von Stark in der Bundesliga und der Kaderstruktur der Fohlen ist auch nur logisch, dass auch Stark bei Sportdirektor Max Eberl auf der Liste steht - trotz fehlender Informationen über konkrete Verhandlungen wäre ein solcher Transfer deshalb nachvollziehbar und anhand der hier genannten Kriterien plausibel.


Niklas Stark wird über kurz oder lang Hertha BSC verlassen und zu einem größeren Klub wechseln - angesichts seiner bisherigen Karriere und Leistungen sowie des Bedarfs von Borussia Mönchengladbach in der Innenverteidigung wäre ein Wechsel zu den Fohlen denkbar. Es ist allerdings genauso realistisch, dass der 23-jährige zu einem deutschen Klub mit noch höheren Ambitionen (beispielsweise Bayer Leverkusen oder RB Leipzig) wechselt, oder Stark, wie unter anderem Antonio Rüdiger und Thilo Kehrer vor ihm, den Schritt ins Ausland wagt.