Kein Sané: Wie wichtig kann Brandt bei der WM werden?

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Anders als vor zwei Jahren hat Julian Brandt den Sprung in das endgültige Aufgebot geschafft. Der 22-jährige Leverkusener hat sich das Ticket für Russland gesichert - und sich dabei im direkten Duell gegen Leroy Sané durchgesetzt. Joachim Löw entscheidet sich mit Brandt für Ausgeglichenheit im Kader und folgt dabei seinem Kredo. Wird Brandt nun zum WM-Tourist oder kann er für das DFB-Team noch wichtig werden?

Von 27 auf 23 Spieler musste Bundestrainer Joachim Löw am Montag seinen ​WM-Kader reduzieren. Bei der Verkündung, welche vier Spieler es trifft, hatte Löw neben ​Torhüter Bernd Leno, Innenverteidiger Jonathan Tah und Neuling Nils Petersen eine Überraschung parat. Anders als noch bei der EM 2016 ​fehlt Leroy Sané im endgültigen Aufgebot. Und anders als vor zwei Jahren hat Leverkusens Julian Brandt den Sprung geschafft. 

Beide blieben im letzten Test gegen Österreich gleichermaßen blass. Wie der Bundestrainer nach seiner Kader-Bekanntgabe erklärte, lief alles auf das Duell zwischen den beiden 22-Jährigen hinaus. "Wir mussten eine Entscheidung treffen, weil der Kader ausgewogen sein muss", gab Löw Einblicke, warum letztlich Brandt und nicht England-Shootingstar Sané das WM-Ticket erhielt. Brandt habe sich durch seine guten Leistungen beim Confed Cup empfohlen. "Julian hat dort gute Fortschritte und gute Spiele gemach. Er hat sich auch im Training sehr gut gezeigt", versicherte Löw.

Im Training (hier mit Ilkay Gündogan) hat sich Brandt (r.) für ein WM-Ticket empfohlen.

Der Weltmeister-Coach hat stets betont, für das Turnier in Russland jede Position doppelt besetzt haben zu wollen. "Mit Reus, Draxler, Müller sind wir gut aufgestellt", rechnete er vor. Julian Brandt steht in den Löw-Planungen offensichtlich hinter dem Trio. Mit Leon Goretzka gibt es einen weiteren Kandidaten, der für diese Rolle infrage kommt - sie dann aber etwas anders interpretieren würde. 

(K)ein WM-Tourist: Wie wichtig kann Brandt in Russland werden?

Auf den ersten Blick nimmt Brandt also eine absolute Backup-Rolle ein. Wird der 22-Jährige deshalb zum WM-Touristen oder könnte er für den Weltmeister noch wichtig werden? Fest steht: Durch die Entscheidung für Brandt und gegen Sané baut der Bundestrainer auf noch mehr Flexibilität. Während der England-Legionär ausschließlich für die Linksaußenpositon vorgesehen war, kann Brandt offensiv jede Position begleiten. Der ​Leverkusener ist kein Spieler, der stur die Linie hält, sondern häufig nach innen zieht oder seine Position mit den Nebenleuten wechselt.

Löw (l.) setzt mit Brandt auf Flexibilität und Ausgewogenheit im Kader.

Ein Hauptgrund, der für Brandt sprechen könnte, ist aber seine Rolle im Klub. Unter Bayer-Coach Heiko Herrlich spielte die Werkself in der abgelaufenen Saison häufiger mit einer Dreierkette. Leon Bailey über links und teilweise auch Julian Brandt über rechts agierten dabei als offensiv ausgerichtete Außenspieler. In dieser Rolle lief Brandt im DFB-Team bei der Auftaktpartie des Confed Cups gegen Australien auf. Damals setzte Löw auf eine Dreierkette mit Jonas Hector über links und Brandt auf der rechten Seite davor.

Möglich, dass Löw Brandt in einem solchen System hinter dem gesetzten Joshua Kimmich als beste und noch offensivere Lösung erachtet. Vor diesem Hintergrund wäre das löw'sche Kredo auch in einer solchen Formation erfüllt und die Position doppelt besetzt.